Politik

USA: "Angriff auf Infrastruktur" Kosovo und Serbien beschuldigen sich gegenseitig nach Explosion

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
ko.JPG

Die USA beobachten die Lage genau: Im Kosovo kommt es zu einer Explosion an einem Versorgungskanal für zwei wichtige Kohlekraftwerke. Es ist nicht der erste gewalttätige Zwischenfall in der Region, Regierungschef Kurti zeigt nach Serbien. Dort weist man die Anschuldigungen rigoros zurück.

Nach einer Explosion an einem Versorgungskanal für zwei wichtige Kohlekraftwerke im Kosovo hat Regierungschef Albin Kurti "serbisch geführte Banden" beschuldigt. "Dieser kriminelle und terroristische Angriff zielte darauf ab, unsere grundlegende Infrastruktur zu beschädigen", sagte er am Freitagabend. "Der Angriff wurde professionell ausgeführt. Wir glauben, dass von Serbien gelenkte Banden dahinter stecken", fügte er hinzu. Serbien verurteilte den Vorfall als "inakzeptablen Sabotageakt" und wies die Anschuldigungen aus dem Nachbarland nachdrücklich zurück.

Die kosovarische Regierung gab später eine Erklärung ab, in der sie Kurtis Anschuldigungen wiederholte. "Erste Anzeichen" deuteten darauf hin, dass die Explosion "vom serbischen Staat inszeniert wurde, der in der Lage ist, einen solchen kriminellen und terroristischen Anschlag auszuführen", hieß es. Überdies seien "zusätzliche Maßnahmen zur Verstärkung der Sicherheit in der Umgebung wichtiger Infrastrukturen und Dienstleistungen wie Brücken, Transformatoren" und anderen Orten beschlossen worden.

Durch die Explosion in der Nähe des Ortes Zubin Potok im Nordkosovo wurde ein Versorgungskanal beschädigt, der die Kühlsysteme von zwei Kohlekraftwerken speist, die den größten Teil des Stroms im Kosovo liefern. Sollte der Schaden nicht schnell repariert werden, werde es zu Stromausfällen kommen, sagte Kurti. Später teilte Wirtschaftsminister Artane Rizvanolli mit, dass die Stromversorgung reibungslos verlaufe. Die Behörden hätten eine alternative Methode zur Kühlung der Kraftwerke gefunden. Die Reparaturarbeiten waren nach Behördenangaben im Gange.

Der Kanal verläuft vom serbisch dominierten Nordkosovo bis in die kosovarische Hauptstadt Pristina und liefert auch Trinkwasser. Auf in lokalen Medien veröffentlichten Bildern war zu sehen, wie Wasser aus dem Kanal ablief.

Die US-Botschaft in Pristina sprach bei Facbook von einem "Angriff auf die kritische Infrastruktur im Kosovo". "Wir beobachten die Lage sehr genau (...) und haben der Regierung des Kosovo unsere volle Unterstützung zugesichert, dafür zu sorgen, dass die Verantwortlichen für diesen kriminellen Angriff identifiziert und zur Rechenschaft gezogen werden."

Serbien bestreitet Verwicklung

Serbien verurteilte den Vorfall scharf. "Solche zerstörerischen Handlungen sind inakzeptabel", sagte Serbiens Außenminister Marko Djuric. Sie bedrohten "die fragile Stabilität, die wir aufrechtzuerhalten versuchen". "Wir rufen alle Parteien auf, Provokationen zu widerstehen und stattdessen auf Dialog, gegenseitiges Verständnis und Zusammenarbeit zu setzen", fügte Djuric hinzu.

Den Vorwurf Pristinas, Belgrad stecke hinter dem Angriff, wies der Minister nachdrücklich zurück. Die Behauptung einer Verwicklung Serbiens nannte er "unbegründet" und eine "absichtliche Ablenkung". Er deutete an, dass nicht Belgrad, sondern die Regierung in Pristina an dem Vorfall "potenziell beteiligt" sein könnte. Auch die wichtigste Partei der Serben im Kosovo, die Serbische Liste, verurteilte den Angriff "aufs Schärfste".

Im Nordkosovo kam es in jüngster Zeit vermehrt zu gewalttätigen Zwischenfällen. Zu Beginn der Woche warfen Angreifer Handgranaten auf ein städtisches Gebäude und eine Polizeiwache.

Serbien erkennt die Unabhängigkeit seiner ehemaligen Provinz Kosovo nicht an, immer wieder kam es in dem seit über 30 Jahren schwelendem Konflikt zu Auseinandersetzungen. Die Republik Kosovo hatte sich 2008 für unabhängig erklärt, wird aber bei weitem nicht von allen UN-Staaten anerkannt.

Quelle: ntv.de, ghö/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen