Politik

Die Kriegsnacht im Überblick Kreml demonstriert Potenz im Schwarzen Meer - Steinmeier telefoniert mit Selenskyj

Ein zerstörtes Haus in Odessa nach russischem Raketenbeschuss (Archivbild).

Ein zerstörtes Haus in Odessa nach russischem Raketenbeschuss (Archivbild).

(Foto: picture alliance / NurPhoto)

Kiew jubelt über die Rückeroberung der Schlangeninsel. Doch mit Luftschlägen über dem Schwarzen Meer macht Russland deutlich, dass es seine militärische Stärke behält: Ein Mehrfamilienhaus in Odessa wird beschossen. Derweil beglückwünscht Steinmeier Präsident Selenskyj zu Fortschritten beim EU-Beitritt.

Kiew jubelt über die Rückeroberung der Schlangeninsel. Doch mit Luftschlägen über dem Schwarzen Meer macht Russland deutlich, dass es seine militärische Stärke behält: Ein Mehrfamilienhaus in Odessa wird beschossen. Derweil beglückwünscht Steinmeier Präsident Selenskyj zu Fortschritten beim EU-Beitritt.

Selenskyj: "Schlangeninsel ist ein strategischer Punkt"

Der russische Rückzug von der Schlangeninsel bringt die Ukraine nach Worten von Selenskyj in eine bessere Position. "Die Schlangeninsel ist ein strategischer Punkt und das verändert erheblich die Situation im Schwarzen Meer", sagte er in seiner Videoansprache. Die Handlungsfreiheit des russischen Militärs werde dadurch deutlich eingeschränkt - auch wenn dies noch keine Sicherheit garantiere. Russland hatte die Schlangeninsel kurz nach dem Angriff auf die Ukraine am 24. Februar besetzt. Nach ukrainischen Militärangaben erlaubt die Schlangeninsel die Kontrolle über Teile der ukrainischen Küste und Schifffahrtswege. Mit dem Rückzug der Russen von der Insel müsse das Gebiet um die Hafenstadt Odessa keine Landung russischer Einheiten vom Meer her befürchten.

Militärverwaltung meldet zehn Tote durch Raketenangriff bei Odessa

Luftschläge bleiben aber weiterhin möglich, wie das russische Militär wenige Stunden nach dem Abzug von der Schlangeninsel demonstrierte. Bei einem russischen Raketenangriff im Gebiet Odessa wurden nach ukrainischen Angaben 17 Menschen in einem Mehrfamilienhaus getötet. Die Rakete habe einen Teil des neunstöckigen Gebäudes zerstört, teilte der Chef der örtlichen Militärverwaltung, Serhij Bratschuk, mit. Nach der Attacke sei ein Brand ausgebrochen. Die Rakete sei von einem russischen Militärflugzeug über dem Schwarzen Meer abgefeuert worden.

Steinmeier telefoniert wieder mit Selenskyj

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier telefonierte erneut mit Selenskyj. Das Gespräch habe rund eine Stunde gedauert, hieß es aus dem Bundespräsidialamt. Steinmeier habe dabei unter anderem die Ukraine zum EU-Beitrittskandidatenstatus beglückwünscht. Selenskyj sagte, er habe sich für die bereits gewährte Unterstützung bedankt. Zugleich habe er "noch einmal unsere Prioritäten beschrieben - die Arten von Waffen, die wir brauchen". Selenskyj und Steinmeier hatten Anfang Mai ein erstes Mal telefoniert und vorherige Irritationen ausgeräumt. Diese waren entstanden, nachdem die ukrainische Seite Mitte April Steinmeier unter Verweis auf seine frühere Russland-Politik als Außenminister ausgeladen hatte.

Ukraine will russisches Erdgas in Europa ersetzen

Der ukrainische Präsident warb bei europäischen Ländern dafür, Strom aus der Ukraine zu beziehen. Damit könne ein erheblicher Teil der Erdgaslieferungen aus Russland ersetzt werden, sagte er. Seit Donnerstag liefert die Ukraine Strom nach Rumänien. "Wir sind bereit, das Angebot auszubauen", sagte Selenskyj. Die Ukraine hatte sich Ende Februar vom ehemals sowjetischen Stromnetz abgekoppelt und zusammen mit Moldau im März mit dem europäischen Stromnetz synchronisiert. Bereits vergangene Woche bot Kiew Deutschland den Export von ukrainischem Atomstrom an. Über die Hälfte der Stromproduktion der Ukraine stellen vier Atomkraftwerke sowjetischer Bauart sicher.

Russische Zugverbindung zwischen Krim und besetzten Gebieten verzögert sich

Russland verschob den für Freitag angekündigten Start einer Zugverbindung zwischen der 2014 annektierten Halbinsel Krim und den im Krieg besetzten ukrainischen Städten Cherson und Melitopol. Die prorussischen Krim-Behörden verwiesen auf Sicherheitsbedenken. Busverbindungen sollen aber wie angekündigt verfügbar sein. Russland versucht, unter anderem mit der Ausgabe russischer Pässe und der Einführung des Rubels als Währung seine Kontrolle über die im Krieg besetzten Gebiete zu zementieren.

Das wird heute wichtig

  • Die militärische Lage im umkämpften Lyssytschansk dürfte weiter im Mittelpunkt stehen.
  • Selenskyj kündigte zudem - ohne nähere Details zu nennen - Neuigkeiten zu den EU-Beitrittsbemühungen seines Landes an.
  • Die Ukraine hatte jüngst den Kandidatenstatus bekommen. Am Freitag übernimmt für ein halbes Jahr Tschechien die EU-Ratspräsidentschaft.

Alle weiteren Entwicklungen können Sie in unserem Liveticker zum Ukraine-Krieg nachlesen.

Quelle: ntv.de, lve/dpa

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