"Leichtsinnig" und "gefährlich" Kreml kritisiert Abschuss-Drohung gegen russische Jets
26.09.2025, 19:18 Uhr Artikel anhören
Die neue Botschaft der Nato ist klar: Russische Piloten gehen ein großes Risiko ein, wenn sie noch einmal alliierten Luftraum verletzten. (Archivbild)
(Foto: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa)
Der Kreml reagiert empört auf die Nato-Drohung, russische Flugzeuge bei Grenzverletzungen abzuschießen. Moskau weist Vorwürfe zurück, estnischen Luftraum verletzt zu haben. Die Nato warnt Russland jedoch vor weiteren Zwischenfällen und droht mit Gewalt.
Der Kreml hat die von der Nato zur Schau gestellte Bereitschaft kritisiert, bei einer Luftraumverletzung gegebenenfalls russische Flugzeuge abzuschießen. Die Stimmung in Europa heize sich von selbst immer mehr auf, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow im russischen Staatsfernsehen. "Erklärungen, dass man russische Flugzeuge abschießen müsse, sind zumindest leichtsinnig, verantwortungslos und natürlich wegen ihrer Folgen gefährlich", sagte er.
Einmal mehr wies er die Vorwürfe zurück, dass Russland den estnischen Luftraum verletzt habe. Dafür gebe es überhaupt keine Beweise, sagte er. Er warf seinerseits dem Westen Eskalation vor.
Trump befürwortet Abschüsse
Die Nato-Länder waren am Dienstag auf Antrag Estlands zu einer Sondersitzung im Hauptquartier in Brüssel zusammengekommen, nachdem drei russische Kampfjets vom Typ MiG-31 rund zwölf Minuten über der Ostsee durch estnischen Luftraum geflogen waren. In der anschließenden Erklärung warnte die Militärallianz unter Androhung von Gewalt vor weiteren Grenzverletzungen.
US-Präsident Donald Trump hatte am Dienstag grundsätzlich einen Abschuss russischer Kampfjets bei einem Eindringen in den Luftraum eines Verbündeten befürwortet. Auf die Frage einer Reporterin, ob er einen Abschuss russischer Flugzeuge befürworte, falls diese in den Luftraum eines Nato-Staates eindringen sollten, antwortete er: "Ja, das tue ich."
Rutte: "Unsere Menschen schützen"
Nato-Generalsekretär Mark Rutte sagte am Donnerstag, er unterstütze die Idee, auf russische Kampfjets zu zielen, wenn sie den Luftraum von Mitgliedsländern angriffen. "Ich stimme hier völlig mit Präsident Trump überein", sagte Rutte dem Sender Fox News. Die Nato werde "auch mehr tun, und wenn notwendig, das Äußerste, um unsere Menschen zu schützen", fügte er hinzu.
Die ohnehin gespannten Beziehungen zwischen Russland und der Nato haben sich seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine 2022 weiter verschlechtert. Vor Tallinn hatte schon Warschau geklagt, dass russische Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen waren. Mehrere Flugobjekte wurden abgeschossen - doch auch in diesem Fall lehnte Moskau die Verantwortung für die Vorfälle ab.
EU plant einen "Drohnenwall"
Die Europäische Union will nach mehreren russischen Luftraumverletzungen in osteuropäischen EU-Ländern und zahlreichen Vorfällen mit Drohnen in Dänemark den Aufbau eines Abwehrsystems gegen unbemannte Luftfahrzeuge vorantreiben.
Ein sogenannter "Drohnenwall" habe "unmittelbare Priorität" beim Schutz der EU-Ostflanke, sagte EU-Verteidigungskommissar Andrius Kubilius am Freitag in Helsinki nach einem virtuellen Treffen mit Vertretern von rund zehn hauptsächlich osteuropäischen Mitgliedstaaten und der Ukraine.
Quelle: ntv.de, kst/dpa/AFP