Nach Nawalnys Verschwinden Kreml verliest Haftbefehl gegen weitere Kremlkritikerin
21.12.2023, 21:55 Uhr Artikel anhören
Maria Pevchikh, Investigativjournalistin und Leiterin der Anti-Korruptions Stiftung von Nawalny, im Mai in Brüssel.
(Foto: picture alliance / abaca)
Vor mehr als zwei Wochen verlieren die Anhänger des berühmten Kremlkritikers jeglichen Kontakt zu ihm. Dazu zählt auch sein Anwalt, der im Gefängnis nicht durchgelassen wird. Während sich die Sorge um sein Wohl verstärkt, verliest der Kreml jetzt auch einen Haftbefehl gegen eine wichtige Verbündete.
Russland hat einen Haftbefehl gegen eine im Exil lebende langjährige Vertraute des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny erlassen. "Schaut, ich stehe jetzt auf der russischen Fahndungsliste", schrieb Maria Pewtschich in einem Beitrag in Onlinenetzwerken, der auch ein lächelndes Emoji mit Sonnenbrille zeigt. "Ich bin mir nicht sicher warum, wen kümmert es", fuhr sie fort und hängte einen Screenshot der Mitteilung des Innenministeriums an. Pewtschich hat Russland bereits verlassen und leitet die von Nawalny gegründete Anti-Korruptions-Stiftung, die auf Korruption unter russischen Eliten aufmerksam macht.
Nawalny gilt als schärfster innenpolitischer Kritiker von Präsident Wladimir Putin. Nach einem Giftanschlag, für den er den Kreml verantwortlich macht, war er zu seiner Behandlung nach Deutschland ausgereist. 2021 kehrte Nawalny nach Russland zurück und wurde dort inhaftiert. Im Sommer wurde seine Haftstrafe auf 19 Jahre erhöht.
Seit 16 Tagen verschwunden
Zuletzt hatten sich Nawalnys Unterstützer zunehmend besorgt gezeigt und mitgeteilt, seit mehr als zwei Wochen keine Informationen mehr zu seinem Aufenthaltsort zu haben. "Nawalny sollte jetzt eine (Gerichts-)Anhörung haben. Er ist wieder nicht aufgetaucht", erklärte seine Sprecherin Kira Jarmisch in Onlinenetzwerken. "Wir haben seit 16 Tagen keine Informationen über Alexej", fuhr sie fort.
Das Gericht habe zugesagt, ein Auskunftsersuchen an die Strafvollzugsbehörde zu senden. Möglicherweise wird Nawalny in eine andere Strafanstalt verlegt. Dies kann Wochen in Russland dauern, wo Insassen mit dem Zug zwischen weit entfernten Strafanstalten transportiert werden. Mehrere internationale Menschenrechtsgruppen und westliche Regierungen haben sich besorgt über den Verbleib Nawalnys geäußert.
Quelle: ntv.de, gri/AFP