"Nichts spricht dagegen" Kretschmer fordert Reparatur von Nord Stream 1
22.06.2023, 21:30 Uhr Artikel anhören
Ein ausdauernder Befürworter der Nord-Stream-Pipelines: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer.
(Foto: picture alliance/dpa)
Vor dem russischen Angriff auf die Ukraine kämpfte Sachsens Ministerpräsident für die Inbetriebnahme der umstrittenen Nord Stream 2. Nach der Sprengung beider Gaspipelines im September verlangt Kretschmer nun die Reparatur von Nord Stream 1. Da sollten wir jetzt drangehen, sagt der CDU-Politiker.
Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer hat sich für eine baldige Reparatur der zerstörten Gaspipeline Nord Stream 1 ausgesprochen. Es gebe "überhaupt keinen Grund, warum wir jetzt nicht drangehen sollten, diese Pipeline zu sichern und zu reparieren", sagte Kretschmer dem Sender Welt TV.
Kretschmer gehörte schon vor dem russischen Angriff auf die Ukraine zu den lautesten Verfechtern von Nord Stream 2. Nun forderte der CDU-Politiker Auskunft von der Bundesregierung über die Hintergründe des Anschlags auf die Pipelines. Die Menschen in Deutschland würden gerne erfahren, was die Bundesregierung darüber wisse, dass der US-Auslandsgeheimdienst CIA vor einem Anschlag gewarnt habe, sagte Kretschmer. Laut "Washington Post" soll die CIA im Juni 2022 von einem angeblichen Plan der Ukraine für einen solchen Anschlag erfahren haben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies eine Beteiligung seiner Regierung an den Sabotage-Aktionen zurück.
Nord Stream 1 viel stärker beschädigt
Zuletzt hatte ein internationales Journalistenteam von RTL, dem dänischen Fernsehsender TV2, der dänischen Zeitung "Ekstra Bladet" und der französischen Tageszeitung "Libération" Filmaufnahmen der zerstörten Nord-Stream-2-Pipeline erhalten. Darauf lässt sich erkennen, dass die Explosion des Strangs A von Nord Stream 2 einen weit geringeren Schaden angerichtet hat als die etwas später erfolgte Explosion der Nord-Stream-1-Pipeline achtzig Kilometer nördlich.
Die beiden Nord-Stream-Pipelines waren in der Nacht vom 25. auf den 26. September 2022 mit mehreren Explosionen beschädigt worden. Zu diesem Zeitpunkt wurde durch Nord Stream 1 schon kein Gas mehr nach Deutschland geliefert; die Pipeline war von der russischen Seite stillgelegt worden: Nach einer Wartungspause im Sommer 2022 verhängte Moskau einen Lieferstopp. Nord Stream 2 war zwar bereits mit Gas befüllt, ging aber nie in Betrieb. Beide Pipelines bestehen aus jeweils zwei Strängen. Bei Nord Stream 1 wurden beide Rohrleitungen beschädigt, bei Nord Stream 2 nur Strang B. Bis heute ist unklar, wer für die Anschläge verantwortlich ist.
Kretschmer: Kontakt zur russischen Zivilgesellschaft halten
Der sächsische Ministerpräsident kritisierte im Gespräch mit Welt TV auch den Umgang mit Russland insgesamt: "Wenn wir an unsere westlichen Werte glauben, für die wir so sehr eintreten, dann müssen wir auch daran glauben, dass in Russland die Menschen auch irgendwann davon überzeugt sind und genau das wollen", forderte Kretschmer. Er würde daher "den Kontakt mit der Zivilgesellschaft nicht so abreißen lassen" und "versuchen, dass wir immer noch einen Austausch miteinander haben, dass wir Optionen für die Zukunft haben".
Kretschmer stellte jedoch auch klar, dass der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine keinen Erfolg haben dürfe. "Die Ukraine ist ein souveränes Land und der Angriff ein großes Verbrechen. Man muss diesem Land helfen, aber es geht auch darum, dass dieses Sterben aufhört und auch die Gefahr, die damit für uns in Europa verbunden ist, begrenzt wird."
Quelle: ntv.de, mau/AFP