Rekord-Teilnehmerzal in Ungarn Lauter Protest gegen Orbans LGBTIQ-Gesetz
24.07.2021, 23:26 Uhr
Menschen gehen bei der Gay Pride Parade über die Budapester Freiheitsbrücke.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Die feindliche Politik gegen nicht-heterosexuelle Menschen von Ungarns Regierungschef Orban hat Beobachtern zufolge mehr als 10.000 Demonstranten auf den Plan gerufen. Ein neuer Rekord für die alljährliche Pride-Parade in Budapest. Unterstützung kam auch von ausländischen Diplomaten.
Tausende Ungarn haben in Budapest für die Rechte nicht-heterosexueller Menschen demonstriert. Es sei die höchste Teilnehmerzahl seit dem ersten Marsch vor 26 Jahren gewesen, sagte eine Sprecherin der Organisatoren, Johanna Majercsik. Ein AFP-Reporter schätzte die Zahl der Demonstranten auf mehr als 10.000. Angesichts des umstrittenen LGBTIQ-Gesetzes und "der Anti-Homosexuellen-Propaganda" von Ministerpräsident Viktor Orban hätten viele Menschen "ihre Unterstützung für die LGBTQ-Gemeinde" zeigen wollen, sagte Majercsik.
An der bunten Parade durch die Straßen Budapests nahmen auch dutzende Diplomaten aus Auslandsvertretungen in der ungarischen Hauptstadt teil. In den vergangenen Jahren war die Veranstaltung immer wieder massiv von Rechtsextremisten gestört worden. In diesem Jahr blieb es bis auf homophobe Beschimpfungen durch Gegendemonstranten ruhig. Die Polizei trennte die rund 200 Anhänger des rechtskonservativen Orban von den Teilnehmern der Parade.
Das umstrittene LGBTIQ-Gesetz zum Verbot von "Werbung" für Homo- und Transsexualität war vor rund zwei Wochen in Kraft getreten. Bücher zu diesem Thema müssen in Ungarn nun mit dem Hinweis "Verboten für unter 18-Jährige" versehen werden, Filme zur LGBTIQ-Thematik dürfen nicht mehr zu Hauptsendezeiten ausgestrahlt werden. Offizielles Ziel des Gesetzes ist der Schutz von Minderjährigen. Aktivisten sprechen hingegen von einem Schlag gegen die LGBTIQ-Gemeinde.
Die englische Abkürzung LGBTIQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, intersexuell und queer; Angehörige dieser sexuellen Minderheiten werden aus Sicht von Kritikern in Ungarn diskriminiert. Die EU leitete als Reaktion auf das LGBTIQ-Gesetz ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Budapest ein. Europa werde es niemals zulassen, dass "Teile unserer Gesellschaft diskriminiert werden", erklärte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen.
Quelle: ntv.de, ysc/AFP