Dritte Welle nimmt Fahrt auf Lauterbach: "Wir müssen zurück in den Lockdown"
19.03.2021, 10:25 UhrAngesichts rasant steigender Infektionszahlen hält SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach einen "kurzen, harten" Lockdown für unausweichlich. Andernfalls werde Deutschland innerhalb weniger Wochen bundesweit bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 200 liegen.
Um wieder auf eine beherrschbare Corona-Fallzahl zu kommen, muss Deutschland nach Ansicht des SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach zurück in einen "kurzen, harten Lockdown". Es ergebe keinen Sinn, noch länger zu warten, sagte der Politiker in einer Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Jens Spahn und dem Vizepräsidenten des Robert-Koch-Instituts, Lars Schaade.
Unternähme man nichts, werde die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz wegen der Ausbreitung der Mutante B.1.1.7. Mitte April bei 200 liegen, sagte Lauterbach. "Man kann es drehen und wenden wie man will: Wir müssen zurück in den Lockdown." Aus seiner Sicht gebe es zwei Möglichkeiten: "Entweder machen wir das frühzeitig, warten nicht länger ab und versuchen, das in den Griff zu bekommen mit einem schnellen und harten Lockdown, der nicht allzu lange dauert. Oder wir verzögern das noch. Dann müssen wir auch in den Lockdown, dann kommt der gleiche Lockdown aber später und wird deutlich länger dauern."
Von Reisen zu Ostern rieten sowohl Lauterbach als auch Schaade dringend ab. Der RKI-Vizepräsident erklärte, dass sich Deutschland beim Infektionsgeschehen wieder in einem exponentiellen Wachstum befinde. Am stärksten betroffen von diesem Anstieg sei inzwischen die Gruppe der 15- bis 49-Jährigen. Die steigenden Zahlen seien nicht mehr allein durch die vermehrt durchgeführten Schnelltests zu erklären. Etwa 75 Prozent der ausgewerteten Positivproben gingen auf die B.1.1.7-Mutation zurück. "Das macht es schwieriger, das Virus einzudämmen." Lauterbach sprach in diesem Zusammenhang vom Beginn einer "fulminanten dritten Welle".
Wenn die Fallzahlen nicht abgebremst würden, sei eine Überlastung der Intensivstationen in wenigen Wochen zu erwarten, so Lauterbach. Der Grund: Jüngere Menschen müssten sehr viel länger auf Intensivstationen behandelt werden als Ältere, weil diese früher stürben. Er riet dennoch davon ab, die Impfreihenfolge zugunsten der Jüngeren zu verändern. "Astrazeneca muss weiter auch bei Älteren eingesetzt werden."
Gesundheitsminister Spahn warnte davor, dass die Situation aus dem Ruder laufen könnte. Noch gebe es zu wenig Impfstoff, "um die dritte Welle allein durch Impfungen zu stoppen". Auch das erweiterte Testangebot sei allein keine Lösung, aber ein wichtiges Instrument. Mit Blick auf die für Montag geplante Bund-Länder-Konferenz sagte Spahn, er sehe keine Grundlage für weitere Lockerungen. Eher müsse man erwägen, wieder ein paar Schritte zurück zu machen.
Nach den Rücktrittsforderungen der vergangenen Tage infolge des Impfstopps gefragt, sagte der Minister: "Eine Pandemie ist für einen Gesundheitsminister kein Schonwaschgang, aber ich habe einen Job zu erledigen." Deutschland befinde sich in einer Situation, "die wieder sehr, sehr schwer werden kann". Da gehe es nicht um seine persönlichen Befindlichkeiten.
Quelle: ntv.de, jug