Politik

Anfang des Jahres droht Notstand Lauterbach ruft nach Inventur Impfstoff-Mangel aus

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Der neue Gesundheitsminister startet schwungvoll ins Amt, kündigt als Erstes eine Inventur der Impfstoffreserven an. Das Ergebnis allerdings schockiert ihn und seine Länderkollegen. Wenn im jetzigen Tempo weiter geimpft werde, drohe Anfang des neuen Jahres ein Engpass.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat seine Länderkollegen über einen gravierenden Impfstoffmangel im kommenden Jahr informiert. "Die Situation ist ausgesprochen schwierig. Ich habe ja meinen Vorgänger immer gelobt. Aber wir haben einen erheblichen Impfstoffmangel im kommenden Jahr. Das ist das Ergebnis unserer Inventur", sagte Lauterbach laut einem "Spiegel"-Bericht während einer Videokonferenz mit den Ministerinnen und Ministern aus den Ländern.

Aus Regierungskreisen erfuhr ntv, dass derzeit noch 15 Millionen Dosen in den Arztpraxen liegen oder gerade verimpft worden sind. Weitere 18 Millionen sollten bis Jahresende noch geliefert werden. Aber wenn im jetzigen Tempo auch Anfang 2022 weiter geboostert werde, gebe es in drei bis vier Wochen einen Engpass, hieß es weiter.

Inventur: "Viel zu wenig gekauft"

Lauterbach hatte sich im Bundesgesundheitsministerium einen Überblick über die tatsächlich vorhandenen Impfstoffmengen gemacht. "Für das gesamte 1. Quartal ist viel zu wenig Impfstoff gekauft worden. Die Mengen reichen nicht, um die Boosterimpfkampagne zu fahren", sagte Lauterbach demnach weiter. "In dem wichtigen Monat der Boosterkampagne (Januar, Anm. d. Red.) fehlt der Impfstoff. Und die Situation ist im Februar und März nicht besser."

In den letzten beiden Wochen dieses Jahres werden demnach von Biontech nur 1,2 Millionen beziehungsweise 0,8 Millionen Dosen ausgeliefert, berichtete Lauterbach nach Teilnehmerangaben. In der ersten Kalenderwoche des neuen Jahres seien es nur 1,2 Millionen Dosen. Damit gehe die Zahl der Impfstoffdosen auf ein Sechstel im Vergleich zu vorher zurück. Moderna könne immerhin je 10 Millionen Booster-Dosen ausliefern pro Woche. In der 2., 3. und 4. Januarwoche werde es insgesamt nur 3,6 Millionen Booster-Dosen pro Woche geben.

"Passt nicht zur Impfpflicht-Debatte"

Die Teilnehmer der Videoschalte zeigten sich dem Bericht zufolge erschrocken über die Ankündigung Lauterbachs. Die Neuigkeiten passten nicht zur Impfpflicht-Debatte, hieß es, und zu der großen Sorge vor der Virusvariante Omikron. Nach aktuellem Wissensstand ist eine dritte Impfung zum Schutz vor der Variante notwendig. Lauterbach kündigte an, persönlich Kontakt mit Biontech und Moderna aufzunehmen und auch in anderen Staaten Impfstoffdosen organisieren zu wollen.

Im Anschluss an die Gesundheitsminister-Konferenz forderte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek, der Bund müsse unbedingt mehr Corona-Impfstoff für das erste Quartal 2022 beschaffen. Die Länder hätten Lauterbach bestärkt, dass er auch mit "unkonventionellen Methoden" und im direkten Kontakt mit Impfstoffherstellern versuchen solle, Impfdosen zu beschaffen. "Wir brauchen in jedem Fall mehr Impfstoff, damit die Boosterimpfung Fahrt aufnehmen kann", so der CSU-Politiker am Abend in "RTL Direkt". "Wir haben den Bundesgesundheitsminister ermutigt, weiteren Impfstoff zu beschaffen, auch angepasst an Mutationen, und ich glaube, das ist der richtige Weg. Besser man hat zu viel als zu wenig, also jetzt weiter Vollgas in Richtung weitere Impfstoffbeschaffungen."

Die Länder seien für Impftstoffbeschaffung nicht zuständig, so Holetschek weiter, aber: "Ich glaube, wir haben heute alle zur Kenntnis genommen, dass wir noch mehr Impfstoff brauchen könnten und sind uns einig, dass wir alles tun müssen, um weiteren Impfstoff zu beschaffen." Das sei das Gebot der Stunde. "Wir reden über eine allgemeine Impfpflicht, wir reden über weiteres Boostern, dazu brauchen wir genügend Impfstoff." Die Länder hätten die Logistik bereitgestellt, "aber das funktioniert nur, wenn der Impfstoff da ist."

Quelle: ntv.de, mau

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