Panorama

Söder auf Lauterbach-Linie Bayern entlässt Geboosterte aus Testpflicht

Drittimpfung ersetzt den Test: Bayern stellt Geboosterte von 2G plus frei.

Drittimpfung ersetzt den Test: Bayern stellt Geboosterte von 2G plus frei.

(Foto: imago images/aal.photo)

Gesundheitsminister Lauterbach wirbt dafür, Geboosterte von zusätzlichen 2G-plus-Testpflichten zu befreien. Ob das bundesweit so kommt, entscheidet sich am Abend. Doch Bayern und fünf andere Bundesländer preschen bereits vor. Experten ärgert die Voreiligkeit.

Geimpfte, die eine Auffrischungsdosis bekommen haben, sind in Bayern künftig in weiten Bereichen von zusätzlichen Testpflichten befreit. In Bereichen, in denen Zugangsregeln nach dem Modell 2G plus gelten (gegen Corona geimpft oder genesen und zusätzlich getestet) entfällt nach dem sogenannten Booster also der verpflichtende zusätzliche Test. Das hat das Kabinett in München beschlossen, wie Ministerpräsident Markus Söder anschließend sagte. Die Booster-Impfung ersetze den Test, sagte er. Greifen solle dies 15 Tage nach der Auffrischungsimpfung. Ausgenommen seien aber etwa Alten- und Pflegeheime - dort bleibt es also weiter bei der Testpflicht.

Am Nachmittag könnten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern dies auch bundeseinheitlich so beschließen - konkret umsetzen müssen den Beschluss aber die Länder. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte zuvor für eine solche Lockerung plädiert. In mehreren Ländern neben Bayern sind Geboosterte bereits jetzt von der Testpflicht bei 2G plus ausgenommen - so in Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Baden-Württemberg und im Saarland. In Baden-Württemberg und in Thüringen etwa gilt dies auch für Menschen, deren zweite Impfung weniger als sechs Monate zurückliegt, und für Genesene, deren Covid-19-Erkrankung nicht länger als sechs Monate her ist.

Erste Labortests zeigten, dass Antikörper von Geimpften vergleichsweise schlecht auf die stark mutierte Omikron-Variante ansprechen. Dieser schlechtere Schutz kann durch eine Booster-Impfung wohl zumindest in Teilen ausgeglichen werden. Sie erhöht den Antikörperspiegel im Blut. Auf Omikron zurückgehende Impfdurchbrüche sind aber auch bei bereits geboosterten Menschen dokumentiert worden. Verlässliche Daten dazu, in welchem Ausmaß Geboosterte andere Menschen anstecken, wenn sie mit Omikron infiziert sind, gibt es noch nicht.

Mediziner bedauern Übereilung

Die deutschen Amtsärzte warnten derweil vor einem übereilten Ende der Testpflicht für Menschen mit Auffrischungsimpfung. "Es ist verfrüht, Menschen mit Booster-Impfung von der Testpflicht zu befreien", sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (BVÖGD), Ute Teichert, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Es wäre klüger, abzuwarten, wie sich die Pandemie in den kommenden Wochen entwickelt."

Teichert sieht die Pläne mit Sorge: Die Omikron-Variante sei auf dem Vormarsch, und es sei noch unklar, wie gut die Auffrischungsimpfungen dagegen wirkten. "Solange wir nicht genügend Daten haben, um dies sicher sagen zu können, sollten wir keine voreiligen Schritte gehen", mahnte Teichert. "Es wäre falsch, zu diesem Zeitpunkt bewährte Instrumente wie die Schnelltests aus der Hand zu geben." Je breiter getestet werde, desto besser könnten Infektionen entdeckt und Infektionsketten nachverfolgt werden.

"Nicht alte Fehler wiederholen"

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz warnte die Gesundheitsminister von Bund und Ländern davor, mit diesem Schritt alte Fehler zu wiederholen: "Mit der Omikron-Variante rollt eine Flutwelle auf Deutschland zu", sagte Vorstand Eugen Brysch den Funke-Zeitungen. "Deshalb dürfen die Gesundheitsminister keine Lockerungen beschließen." Vor Weihnachten politische Geschenke zu machen, das werde im Januar abgestraft. "Genau den Fehler gab es schon im letzten Jahr. Das darf sich jetzt nicht wiederholen", mahnte Brysch.

Der Präsident des Deutschen Landkreistags stellte sich dagegen hinter Lauterbachs Vorhaben: "Es ist gut nachvollziehbar, für Geboosterte die Testpflicht entfallen zu lassen", sagte Landkreispräsident Reinhard Sager den Funke-Zeitungen. Der Schutz sei mit der dritten Impfung deutlich wirksamer.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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