Politik

Im Namen des Kanzlers Lauterbach und Özdemir bereisen Ukraine

Gemeinsame gymnastische Einlage bei der Kabinettssitzung am Mittwoch: Heute sind Lauterbach und Özdemir in der Ukraine unterwegs.

Gemeinsame gymnastische Einlage bei der Kabinettssitzung am Mittwoch: Heute sind Lauterbach und Özdemir in der Ukraine unterwegs.

(Foto: picture alliance/dpa)

Gleich zwei Mitglieder der Ampel-Regierung sind zu Besuch in der Ukraine: Agrarminister Özdemir lotet in Kiew alternative Routen für Weizenexporte aus, der Gesundheitsminister organisiert deutsche Hilfe für Kriegsversehrte. Und Lauterbach betont, man sei auch im Namen von Scholz da.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat der Ukraine bei einem Besuch Unterstützung bei der Versorgung Schwerverletzter zugesagt. "Die Ukraine braucht humanitäre Hilfe genauso dringend wie unsere militärische Unterstützung", sagte der SPD-Politiker im westukrainischen Lwiw laut einer Mitteilung seines Ministeriums. Lauterbach wurde von seinem ukrainischen Amtskollegen Viktor Ljaschko empfangen. In Lemberg wollte Lauterbach an einer Geberkonferenz für den Aufbau eines Reha-Zentrums für Kriegsversehrte teilnehmen. Auf dem Programm stand auch der Besuch mehrerer Krankenhäuser.

Ziel des Besuches ist es unter anderem, die Ukraine beim Aufbau von Traumazentren für Verletzte zu unterstützen, so das Ministerium. "Hier ist so viel Elend durch diesen barbarischen Angriffskrieg entstanden", sagte Lauterbach im ARD-"Morgenmagazin". Er sei mit einem Team von Chirurgen und Spezialisten unterwegs, "um zu helfen bei der Versorgung von Schwerstverletzten mit Brandwunden - da wollen wir ausbilden, da wollen wir das aufbauen", so Lauterbach am Morgen von Polen aus.

Hilfe zur Herstellung von Prothesen

Lauterbach spricht mit einem Verwundeten in einer Klinik in Lemberg.

Lauterbach spricht mit einem Verwundeten in einer Klinik in Lemberg.

(Foto: picture alliance / photothek)

Konkret wolle die Bundesregierung die Aufstellung und den Betrieb von Container-Werkstätten zur Herstellung von Prothesen unterstützen. Über die Bundesärztekammer hätten sich 200 Chirurgen und Notfallmediziner für den Einsatz in der Ukraine angeboten. Lauterbach sagte: "Kinder treten auf Minen, verlieren Gliedmaßen. Wohnblocks werden beschossen, auch unschuldige Zivilisten und Kinder schwer verletzt." Teils mehrfach am Tag bombardierten die russischen Streitkräfte Gesundheitseinrichtungen. "Die Ukraine braucht humanitäre Hilfe genauso dringend wie unsere militärische Unterstützung."

Der Gesundheitsminister verwies in der ARD auch auf den zeitgleich stattfindenden Ukraine-Besuch von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir. "Wir machen hier eine humanitäre Initiative im Namen der gesamten Bundesregierung, auch im Namen von Olaf Scholz", so Lauterbach mit Blick auf den Bundeskanzler. Der ist, trotz mehrfacher Einladung aus Kiew, bislang nicht in das Kriegsland gereist.

"Feiger Angriff": Özdemir sucht Alternativen für blockierte Häfen

Özdemir besucht ein zerstörtes Waldinstitut.

Özdemir besucht ein zerstörtes Waldinstitut.

(Foto: picture alliance/dpa)

Özdemir versprach der Ukraine deutsche Hilfe zum Aufrechterhalten der Landwirtschaft und von Exporten trotz des andauernden russischen Krieges gegen das Land. "Der Erfolg der ukrainischen Landwirtschaft ist nicht nur für die Ukraine wichtig, er ist für uns alle wichtig", sagte der Grünen-Politiker bei einem Besuch in einem Agrarkolleg in Nemischajewe bei Kiew mit Blick auf Ausfuhren für die weltweite Ernährungssicherung. Özdemir kam zum Auftakt seines Besuchs mit seinem Amtskollegen Mykola Solskyj in Kiew zusammen. Die wichtigste Frage sei, dass der von Russlands Präsident Wladimir Putin begonnene Krieg so schnell wie möglich ende, betonte Özdemir nach dem Gespräch. All die Probleme mit der Lebensmittelversorgung in der Ukraine und im Rest der Welt, für die die Ukraine ja traditionell eine wichtige Rolle spiele, gäbe es ohne den "feigen Angriffskrieg" Putins nicht.

Im Gespräch ging es demnach auch darum, alternative Wege für Agrarexporte angesichts blockierter Häfen zu finden. Er teile die Skepsis in der Ukraine, dass Russland angeblich bereit wäre, Korridore über das Schwarze Meer zu ermöglichen, sagte Özdemir. "Das wäre für die Ukraine Kamikaze, sich auf das Wort von Putin zu verlassen, ohne dass es glaubwürdige, wirksame militärische Garantien gibt, dass die Sicherheit der ukrainischen Häfen und der Schiffe abgesichert ist."

Der ukrainische Minister Solskyj dankte Özdemir für den Besuch und die Unterstützung. Die Exporte seien um ein Drittel im Vergleich mit den Vorkriegszeiten zurückgegangen. Daran werde aber gearbeitet. Als konkrete Hilfen kündigte Özdemir unter anderem 500.000 Euro zum Ausbau von Laborkapazitäten in Ismajil an der Grenze zu Rumänien an, um die Abfertigung von Agrarexporten zu beschleunigen. Zudem will Deutschland fünf Millionen Euro für Tierarzneimittel bereitstellen.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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