Politik

Russland zum Fall Nawalny Lawrow: Westen fehlen "ethische Standards"

"Wir haben uns daran gewöhnt, dass die USA und andere westliche Länder in den Medien einfach neue Anschuldigungen in Richtung Russland verkünden", sagte Außenminister Sergej Lawrow.

"Wir haben uns daran gewöhnt, dass die USA und andere westliche Länder in den Medien einfach neue Anschuldigungen in Richtung Russland verkünden", sagte Außenminister Sergej Lawrow.

(Foto: dpa)

Ein ganzes Kommando des russischen Geheimdienstes FSB soll auf den Kremlkritiker Nawalny angesetzt gewesen sein. Russland schweigt bisher zu den neuen Vorwürfen. Stattdessen beschwert sich Außenminister Sergej Lawrow über die westlichen Partner. Russlands Schweigen sei kein Schuldeingeständnis.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat dem Westen im Umgang mit dem Giftanschlag auf den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny unethisches Verhalten vorgeworfen. "Wir haben uns daran gewöhnt, dass die USA und andere westliche Länder in den Medien einfach neue Anschuldigungen in Richtung Russland verkünden - ob es nun um Hacker geht oder um eine zweifache oder sogar dreifache Vergiftung Nawalnys", sagte Lawrow der Agentur Interfax zufolge während eines Besuchs in der kroatischen Hauptstadt Zagreb.

Anfang der Woche hatte unter anderem der "Spiegel" berichtet, dass der Kreml-Kritiker von FSB-Agenten vergiftet worden sei. "All diese Meldungen sind lustig zu lesen", sagte Lawrow. Jedoch die Art und Weise, in der diese Anschuldigungen vorgetragen würden, zeuge vom Fehlen "jeglicher ethischer Standards bei unseren westlichen Partnern", sagte Lawrow. Er beschwerte sich außerdem darüber, dass ein Schweigen Moskaus nach der Enthüllung angeblicher Fakten zum Fall Nawalny als Schuldeingeständnis gewertet werde.

Lawrows Äußerungen bezogen sich offenbar auf eine Frage zu einem britischen Medienbericht, dem zufolge Nawalny im August mehr als nur einmal vergiftet worden sein soll. Diesen Bericht hatten zuvor der Kreml und auch Nawalny selbst als Unsinn zurückgewiesen. In Russland und international derzeit deutlich mehr diskutiert wird ein Video, das Nawalny am Montag auf Grundlage von Recherchen eines Netzwerks internationaler Medien und eigener Daten veröffentlicht hatte.

Brisantes Video von Nawalny

In dem bis Mittwochnachmittag mehr als zehn Millionen Mal aufgerufenen Film beschuldigt er namentlich acht FSB-Mitarbeiter, für den Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok verantwortlich zu sein. Der Kreml schweigt bislang zu den Vorwürfen, Sprecher Dmitri Peskow sagte vorübergehend seine täglichen Pressebriefings ab. Auch Lawrow äußerte sich nun nicht explizit zu diesen Enthüllungen. Medien gingen davon aus, dass Präsident Wladimir Putin bei seiner großen Jahrespressekonferenz am Donnerstag etwas dazu sagen würde.

Nawalny war am 20. August auf einem Flug vom sibirischen Tomsk nach Moskau zusammengebrochen. Zwei Tage später wurde der 44-Jährige, noch im Koma liegend, zur Behandlung in die Berliner Universitätsklinik Charité gebracht.

Nach Angaben von drei europäischen Laboren, deren Ergebnisse von der Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OPCW) bestätigt wurden, wurde Nawalny mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet. Moskau bestreitet jede Beteiligung. Nawalny befindet sich immer noch in Deutschland, wo er sich von dem Anschlag erholt.

Quelle: ntv.de, ysc/dpa/AFP

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