Nach Aktionen auf Sylt Letzte Generation schlägt an der Ostsee zu
20.06.2023, 19:16 Uhr Artikel anhören
Eine Jacht wurde mit Farbe besprüht.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Aktivisten der Letzten Generation haben derzeit den hohen Norden im Visier. Nach mehreren Aktionen gegen Luxus-Einrichtungen an der Nordsee gerät dieses Mal eine Jacht an der Ostsee ins Visier. Auch am Wasser machen sich die Mitglieder der Gruppierung zu schaffen.
Nach diversen Aktionen auf Sylt haben die Aktivisten der Gruppe Letzte Generation erneut im Bundesland Schleswig-Holstein zugeschlagen. Dieses Mal an der Ostsee. In Neustadt wurde eine Jacht mit Farbe besprüht, wie auf Videos und Bildern auf Twitter zu sehen ist. In orangen Westen enterten die Personen zudem das Boot und entrollten ein Transparent mit der Aufschrift "Euer Luxus = unsere Ernteausfälle". Wie schon zuvor auf der Nordsee-Insel war auch dieses Mal in einer weiteren Botschaft "Für wen machen Sie Politik, Kanzler Scholz?" zu lesen.
Ziel der Letzten Generation ist es, mit den Aktionen eine größtmögliche Aufmerksamkeit zu erregen, was ihr regelmäßig gelingt. Auf Twitter heißt es in einem Beitrag: "Wir haben gerade das Wasser des Jachthafens von Neustadt an der Ostsee giftgrün gefärbt und eine Jacht orange markiert." Und weiter: "Die Erderhitzung bewirkt schon jetzt eine enorme Erwärmung der Meere, was zu Übersäuerung und Algenwachstum führt. Wir brauchen eine Klimapolitik, die einen radikalen Wandel einleitet und das Leben von allen schützt."
Zuvor wurden von den Aktivisten bereits diverse Aktionen auf der anderen Seite des Bundeslandes gestartet: Auf Sylt besprühten sie unter anderem ein Privatjet mit oranger Farbe, ebenso ein Luxushotel und ein Luxusmodehaus. Auch ein Golfplatz wurde gestürmt und dort ein Baum sowie Blumen gepflanzt. Mit ihren Aktionen will die Letzte Generation nach eigenen Angaben darauf aufmerksam machen, dass reiche Menschen mit ihrem Lebensstil deutlich mehr Kohlendioxid produzieren als Normalbürger.
Die Gruppierung fordert unter anderem die Einführung eines Gesellschaftsrates, der Maßnahmen erarbeiten soll, wie Deutschland die Nutzung fossiler Rohstoffe bis 2030 "auf sozial gerechte Weise beendet", sowie ein Tempolimit von 100 Kilometern pro Stunde und ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket.
Gruppierung gilt nicht als extremistisch
Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die Letzte Generation nicht als extremistisch ein. Ermittelt wird gegen die Aktivisten jedoch wegen der "Bildung einer kriminellen Vereinigung". Auf Veranlassung der Generalstaatsanwaltschaft München wurden im Mai Razzien in sieben Bundesländern durchgeführt. Das Vorgehen kritisierte unter anderem Klimaschutzminister Robert Habeck, der es "völlig absurd" nannte.
Rechtsanwalt Jan Siebenhüner beantwortete die Frage, was eine kriminelle Vereinigung auszeichnet, gegenüber ntv nach der Razzia so: "Eine Gruppe wird dann zu einer kriminellen Vereinigung, wenn sie sich für einen übergeordneten Zweck zusammenschließt, Organisationsstrukturen innerhalb dieser Vereinigung erkennbar sind, die auf eine konkrete Dauer angelegt ist, und mindestens drei Personen dieser Vereinigung am Ende angehören. Diese Vereinigung muss sich zum Ziel setzen, Straftaten zu begehen, die im Höchstmaß mit einer Freiheitsstrafe von mindestens zwei Jahren Haft bedroht sind."
In seinen Augen kann die Justiz aufgrund vieler Aktionen der Aktivisten durchaus davon ausgehen, dass es sich bei der Letzten Generation um eine kriminelle Vereinigung handele.
Quelle: ntv.de, rog