Um mehrere Wochen Libanon und Israel verlängern Waffenruhe
27.01.2025, 08:20 Uhr Artikel anhören
Der libanesischen Armee kommt eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Waffenruhe zu.
(Foto: picture alliance / Anadolu)
Am Sonntag startet Israel nach Ablauf einer Frist für den Abzug der eigenen Truppen wieder Angriffe im Libanon. Beide Seiten werfen sich gegenseitig Verstöße gegen eine Vereinbarung vor, einigen sich nun aber.
Die fragile Waffenruhe im Libanon zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah-Miliz wird um gut drei Wochen verlängert. Die Waffen sollen bis zum 18. Februar schweigen, gab das Weiße Haus bekannt. Kurz zuvor war eine Frist für den Abzug der israelischen Armee abgelaufen, woraufhin es im Südlibanon zu tödlichen Zwischenfällen kam.
Am Sonntag startete Israel wieder Angriffe im Libanon, wobei nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums 22 Menschen getötet wurden, darunter sechs Frauen. Dutzende weitere wurden verletzt. Die israelische Armee erklärte, sie habe auf Verdächtige gezielt, die eine "unmittelbare Bedrohung" für ihre Truppen darstellten.
Der Libanon bestätigte seinerseits die Verlängerung eines Waffenruhe-Abkommens mit Israel. Die libanesische Regierung bekräftige "ihre Verpflichtung, das Waffenruhe-Abkommen bis zum 18. Februar 2025 weiter umzusetzen", so Regierungschef Nadschib Mikati.
Abkommen wird nicht vollständig umgesetzt
Die Regierung des neuen US-Präsidenten Donald Trump erklärte auch, dass die USA mit Israel und dem Libanon über die Rückgabe libanesischer Gefangener verhandele, die seit dem Großangriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 gefangen genommen wurden. Parallel zu dem durch den Angriff ausgelösten Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen begannen auch Gefechte zwischen der Hisbollah im Libanon und der israelischen Armee.
Am Sonntag lief eine 60-tägige Frist für den Abzug israelischer Truppen aus dem Südlibanon ab. Israel hatte am Freitag aber mitgeteilt, dass israelische Soldaten vorerst weiter im Südlibanon stationiert bleiben. Als Grund gab das Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu an, das Ende November geschlossene Abkommen sei vom Libanon nicht "vollständig erfüllt" worden. Die libanesische Armee erklärte dagegen, die Verzögerungen bei der Umsetzung des Abkommens seien "auf den zögerlichen Rückzug des israelischen Feindes zurückzuführen".
Am 27. November war eine Waffenruhe zwischen Israel und der vom Iran unterstützten Hisbollah in Kraft getreten. Zuvor hatten sich beide Seiten zwei Monate lang mit großer Härte bekämpft. Seit Inkrafttreten der Waffenruhe beschuldigen sich beide Seiten regelmäßig, diese zu verletzen.
Das Abkommen sah eigentlich vor, dass die israelische Armee den Südlibanon innerhalb von 60 Tagen schrittweise verlässt. Die Hisbollah soll sich aus dem Grenzgebiet bis hinter den Fluss Litani zurückziehen und ihre militärischen Stützpunkte auflösen. Lediglich die libanesische Armee und Unifil-Soldaten sollen demnach vor Ort bleiben.
Deutsche-Israelische Geisel soll freikommen
Derweil einigten sich Israel und die islamistische Hamas im Gazastreifen nach Vermittlung durch Katar auf die Freilassung einer israelisch-deutschen Geisel. Die Zivilistin befindet sich in der Gewalt der Terrororganisation Palästinensischer Islamischer Dschihad (PIJ).
Sie sei am Leben, sagte der stellvertretende PIJ-Generalsekretär Mohammed Hindi. Die Hamas werde die Frau und zwei weitere Geiseln bis Freitag übergeben, gab ein Sprecher des Außenministeriums in Doha in der Nacht auf X bekannt. Netanjahus Büro bestätigte die Einigung. Demnach sollen die drei am Donnerstag freikommen.
Im Gegenzug erlaubt Israel ab dem Morgen die Rückkehr vertriebener palästinensischer Zivilisten aus dem Süden in den Norden Gazas. Ein Armeesprecher nannte als Zeitpunkt 6.00 Uhr MEZ. Laut Berichten sollen zudem 30 Palästinenser aus israelischer Haft freikommen.
Quelle: ntv.de, lme/AFP/dpa