Politik

Polizeieinsatz zu G20-Krawallen Linke Szene wusste wohl vorab von Razzien

In Göttingen demonstrieren Linksaktivisten während der Durchsuchung eines Szenetreffs.

In Göttingen demonstrieren Linksaktivisten während der Durchsuchung eines Szenetreffs.

(Foto: dpa)

In acht Bundesländern rücken am Morgen Polizisten in Wohnungen und Objekte der linken Szene ein. Sie suchen Hinweise zu den G20-Krawallen. Doch die Verdächtigen sind einem Bericht zufolge gewarnt worden. Hat die Polizei einen Maulwurf?

Die bundesweite Razzia gegen an den G20-Krawallen beteiligte Linksextreme ist möglicherweise verraten worden. Einem Bericht der "Berliner Zeitung" zufolge war die linke Szene vorab über die bevorstehenden Durchsuchungen informiert. Am Montagnachmittag sei über den Kurznachrichtendienst Signal eine entsprechende Warnung verschickt worden.

"Gesicherte Infos! dass morgen oder übermorgen bundesweit Hausdurchsuchungen im Zusammenhang mit BlockG20 stattfinden. Aufräumen, elektrogeräte ausmachen und in andere Wohnungen bringen", zitiert die "Berliner Zeitung" aus der Nachricht. Demnach seien die Empfänger aufgefordert worden, Materialien im Zusammenhang mit dem Protest gegen den G20-Gipfel zu vernichten.

Ein weiterer Hinweis auf einen Maulwurf bei der Polizei: Der Tweet eines Berliner Linksaktivisten. "Liebe Genoss*innen, räumt doch heute Abend mal ganz besonders gründlich eure Wohnungen und Computer auf. Ordnung im Leben ist etwas tolles, für euch und eure Mitmenschen", heißt es darin. Und: "bin am aufräumen, das ist immer gut wenn jemand Besuch ankündigt (weiss noch nicht wer wann vorbeikommt)."

"Bei einem Objekt hatten die Kollegen das Gefühl, erwartet zu werden", sagte Jan Hieber, Leiter der Sonderkommission (Soko) "Schwarzer Block". Am Morgen ließ die Soko 23 Wohnungen und zwei einschlägig bekannte linke Szenetreffs durchsuchen. Hintergrund der Razzia sind nach den Angaben der Hamburger Beamten Ermittlungen gegen 22 Beschuldigte wegen eines gewaltsamen Zusammenstoßes zwischen Linksautonomen und Polizisten am Morgen des 7. Juli im Stadtteil Bahrenfeld. Es geht um den Vorwurf des besonders schweren Landfriedensbruchs.

Ausweitung der Ermittlungen angekündigt

Die 165 Ermittler der Soko Schwarzer Block versuchen unter anderem, Verdächtige durch eine systematische Auswertung der bei den Ausschreitungen massenhaft entstandenen Video- und Fotoaufnahmen zu identifizieren. Unter anderem riefen sie Bürger auf, ihnen Bilder von Smartphones zu schicken.

Die Hamburger Polizei kündigte an, die Öffentlichkeitsfahndung nach mutmaßlichen G20-Randalierern noch einmal auszuweiten. Es seien noch für diesen Monat umfangreichere Maßnahmen als bisher in dieser Hinsicht geplant, sagte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer in der Hansestadt. Seit Monaten sucht eine Sonderkommission der Polizei nach Menschen, die sich an den schweren Krawallen während des G20-Gipfels im Juli beteiligten.

Insgesamt mündete die Arbeit der Soko laut Meyer inzwischen bereits in rund 3000 Ermittlungsverfahren. Die Razzia vom Dienstag sei eine weitere "wichtige Zwischenetappe" in deren Arbeit, sagte er. Es gehe darum, "Hintergründe und Strukturen" in der autonomen Szene rund um die G20-Krawalle offenzulegen.

Während des Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigen Industrie- und Schwellenländer Anfang Juli hatte es trotz des Einsatzes von mehr als 20.000 Polizisten schwere Krawalle gegeben. Randalierer lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei, zündeten Autos an und plünderten Geschäfte.

Quelle: ntv.de, shu/AFP

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