Politik

Ablenkung für die Truppen London: Kreml schickt Zirkusleute in die Ukraine

Die Stimmung unter den russischen Rekruten soll angeblich nicht sonderlich gut sein.

Die Stimmung unter den russischen Rekruten soll angeblich nicht sonderlich gut sein.

(Foto: AP)

Es klingt nach einem schlechten Scherz: Um die Moral der russischen Soldaten an der Front zu heben, will Moskau laut britischen Geheimdiensten "kreative Brigaden" in die Ukraine schicken: Opernsänger, Schauspieler und sogar Zirkusleute sollen dort mit russischer Musik und Kultur für Unterhaltung sorgen.

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste will Moskau mit Musik und Kultur die Moral seiner eigenen Truppen im Ukraine-Krieg stärken. Vor einigen Tagen seien zwei sogenannte "kreative Brigaden" mit Opernsängern, Schauspielern und Zirkusleuten angekündigt worden, die an der Front zum Einsatz kommen sollen, heißt es im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums auf Twitter. Das ist nichts völlig Ungewöhnliches. In den meisten Kriegen versuchten die Befehlshaber, ihre Soldaten mit kulturellen Darbietungen abzulenken und zu motivieren. Auch die Bundeswehr schickte Unterhaltungskünstler zur Truppe nach Afghanistan.

Die Briten mutmaßen, dass Russland die Kultur- und Unterhaltungsoffensive eng mit ideologisch geprägter politischer Bildung verbindet. Dies sei bei den Russen seit Sowjetzeiten eng verflochten. Gleichzeitig wird in London angezweifelt, dass der Kreml damit die Moral der russischen Truppen tatsächlich stärken kann. Die größten Probleme der Russen seien weiterhin die hohe Zahl an Gefallenen, mangelhafte Führung, Probleme bei der Besoldung und lückenhafte Ausstattung. Bei diesen Herausforderungen könnten die kreativen Brigaden wohl wenig ausrichten, hieß es.

Die Unzufriedenheit der Soldaten ist anhaltend hoch. Zahlreiche Rekruten hatten in der Vergangenheit darüber geklagt, nur unzureichend ausgerüstet und ausgebildet in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine geschickt worden zu sein. Auch deshalb dürfte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu den Truppen in der Ukraine einen Besuch abgestattet haben. "Der Leiter der russischen Militärbehörde hat die Stationierungsräume der Streitkräfte abgeflogen und die Frontstellungen der russischen Einheiten im Gebiet der speziellen Militäroperation besichtigt", hieß es im Telegram-Kanal des Ministeriums.

Schoigu dankt für "Pflichterfüllung"

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Unterlegt ist der Text mit einem Video, das Schoigu im Hubschrauber zeigt. In dem Bericht heißt es weiter, dass sich Schoigu die Berichte der Kommandeure angehört und mit einfachen Soldaten gesprochen habe. Diesen habe er auch für ihre "beispielhafte Pflichterfüllung" gedankt. Beim Besuch sei es vor allem um die Versorgung der Streitkräfte gegangen. Putin hingegen war seit Beginn des Kriegs nicht an der Front.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.

Quelle: ntv.de, jug/dpa

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