Neujahrsangriff auf Militärlager London: Kreml schönt Zahl der Gefallenen
28.01.2023, 11:18 Uhr
Ein ukrainischer Raketeneinschlag traf eine russische Militärunterkunft in der besetzten Stadt Makijiwka. Die Zahl der Gefallenen spielte Russland offensichtlich stark herunter.
(Foto: dpa)
In der Neujahrsnacht nutzen zahlreiche russische Soldaten ihre Handys und verraten damit ihre Unterkunft - die daraufhin von ukrainischen Raketen getroffen wird. Die Angaben zu den Todesopfern gehen weit auseinander. Für britische Geheimdienste ein Beispiel für gezielte Lügen Russlands.
Russland macht nach Einschätzung britischer Geheimdienste falsche Angaben zur Zahl seiner Gefallenen im Krieg gegen die Ukraine. Das Verteidigungsministerium in London verwies dazu auf Erkenntnisse zu einem ukrainischen Angriff auf eine russische Militärunterkunft in Makijiwka in der Region Donezk in der Neujahrsnacht. Anschließend hatte Russland den Tod von 89 Soldaten gemeldet. Den britischen Geheimdiensten zufolge soll es mit hoher Wahrscheinlichkeit jedoch mehr als 300 Opfer gegeben haben. Zuvor hatte Moskau sogar 63 Tote gemeldet.
Für London veranschaulicht dies eine "Allgegenwärtigkeit von Desinformation in allen öffentlichen russischen Verlautbarungen". Diese entstünde durch gezielte Lügen, die von hochrangiger Stelle abgenickt würden, sowie durch ungenaue Berichte untergeordneter Beamter, die eigene Versäumnisse aus Angst vor Entlassung herunterspielen wollten, hieß es in dem Bericht.
Im konkreten Fall aus der Neujahrsnacht habe sich Russland wohl zu dem ungewöhnlichen Schritt entschieden, eine konkrete Opferzahl zu nennen, weil es unter russischen Kommandeuren viel Kritik gegeben habe und ein Kommentar unausweichlich geworden sei. Die Ukraine hatte die Unterkunft mit dem US-amerikanischen Mehrfachraketenwerfer HIMARS beschossen und von 400 Toten und 300 Verletzten gesprochen. Hauptgrund für die "Tragödie" war nach russischen Angaben, dass die Soldaten in der Neujahrsnacht trotz eines Verbots massenhaft ihre Mobiltelefone benutzt und damit auf ihren Standort aufmerksam gemacht hätten.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor elf Monaten täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.
Quelle: ntv.de, chl/dpa