Raketenangriffe auf die Ukraine London erkennt russischen Strategiewechsel
29.04.2023, 12:49 Uhr Artikel anhören
Die jüngste Angriffswelle russischer Truppen traf die ukrainische Stadt Uman am stärksten.
(Foto: picture alliance/dpa/State Emergency Service of Ukraine/AP)
Es ist nicht das erste Mal, dass bei einer russischen Angriffswelle Dutzende Menschen getötet wurden. Das britische Verteidigungsministerium sieht in der jüngsten Attacke auf die Ukraine dennoch einen neuen Plan: Möglicherweise geht es Moskau um etwas ganz anderes als zivile Einrichtungen.
Hinter den jüngsten russischen Raketenangriffen gegen die Ukraine steckt nach Einschätzung britischer Geheimdienste eine neue Strategie. Es sei unwahrscheinlich, dass Russland mit der Angriffswelle am Freitagmorgen, bei der Dutzende Menschen starben, wie zuvor Infrastruktur zerstören wollte, teilte das Verteidigungsministerium in London mit.
Es bestehe die realistische Möglichkeit, dass Russland versucht habe, ukrainische Reserveeinheiten sowie Militärgüter anzugreifen, die kürzlich an die Ukraine geliefert wurden. Dabei betreibe Russland einen "ineffizienten Zielprozess" und nehme zivile Opfer zugunsten einer angenommenen militärischen Notwendigkeit in Kauf.
Bei der Attacke vom 28. April habe es sich um den größten Einsatz von Marschflugkörpern seit Anfang März gehandelt, hieß es. "Die Angriffe deuten auf eine Abkehr von Russlands Nutzung von Langstreckenschlägen hin." Es seien weniger Raketen eingesetzt worden als im Winter, als Russland vor allem auf ukrainische Infrastruktur zielte.
Bei der russischen Angriffswelle am Freitag wurden mindestens 26 Menschen getötet, darunter fünf Kinder. Am schwersten von den Angriffen getroffen wurde die Stadt Uman im Zentrum des Landes. Dort wurden nach Behördenangaben vom Abend mindestens 23 Bewohner eines Hochhauses getötet, darunter vier Kinder. Zum ersten Mal seit Monaten wurde auch die Hauptstadt Kiew mit Marschflugkörpern beschossen, hier gab es keine Opfer.
Das Verteidigungsministerium in London veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.
Quelle: ntv.de, spl/dpa