IT-Spezialist griff zur Waffe Lukaschenko rächt erschossenen KGB-Mann
01.10.2021, 17:26 Uhr
Der junge IT-Spezialist tötete einen belarussischen Geheimdienstler. Seine Tat wird kontrovers diskutiert.
(Foto: REUTERS)
Vor wenigen Tagen stürmen mehrere KGB-Mitarbeiter die Wohnung eines IT-Spezialisten in Minsk. Der junge Mann erschießt einen Geheimdienstler - und wird selbst getötet. Im Internet rechtfertigen viele die Tat. Diktator Lukaschenko und seine Schergen greifen nun hart durch.
Uniformierte haben in Belarus nach dem Tod von zwei Menschen bei einer Razzia des Geheimdienstes KGB Dutzende mutmaßliche Oppositionelle festgenommen. Landesweit seien mehr als 85 Menschen wegen Kommentaren in sozialen Netzwerken in Polizeigewahrsam genommen worden, teilte die Menschenrechtsgruppe Wesna mit. Dabei gehe um angebliche Beleidigung von Vertretern des Machtapparats.
Am Dienstag hatten Sicherheitskräfte eine Wohnung in Minsk gestürmt. Dabei hatte ein 31-jähriger IT-Spezialist, der der Opposition zugerechnet wird, einen KGB-Offizier erschossen. Der Mann wurde den Behörden zufolge von weiteren Beamten getötet. Seine Frau sei festgenommen worden. Gegen den 31-Jährigen sei zuvor wegen angeblicher "terroristischer Aktivitäten" ermittelt worden. In sozialen Medien hatte er Berichten zufolge Fotos mit der weiß-rot-weißen Flagge der Opposition veröffentlicht. Er soll seine Waffe legal besessen haben. Nach der tödlichen Razzia veröffentlichten regierungsnahe Medien ein Video des Vorfalls.
"Die Menschen sind gezwungen, sich selbst zu verteidigen".
Nach der weithin als gefälscht geltenden Präsidentenwahl vom August vergangenen Jahres gab es Massenproteste gegen Alexander Lukaschenko, die der 67-jährige Machthaber niederschlagen ließ. Danach gingen die Behörden massiv gegen Andersdenkende und unabhängige Medien vor.
Lukaschenko gedachte in Minsk des getöteten KGB-Mitarbeiters mit einer Schweigeminute. Nach seinen Angaben hatten die Ermittler keine kugelsicheren Westen getragen. Die Wohnung sei auf den Bruder der Ehefrau gemeldet gewesen, der sich ebenfalls an den Protesten im vergangenen Jahr beteiligt haben soll. Zudem drohte der Machthaber an, jeden, wer den Vorfall im Internet "negativ" kommentiert haben soll, zur Rechenschaft ziehen zu wollen. Die ins Exil geflohene Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja, die gegen Lukaschenko bei der Präsidentenwahl angetreten war, schrieb zu dem Vorfall: "Das Gesetz schützt die Menschen nicht mehr, und die Menschen sind gezwungen, sich selbst zu verteidigen."
Quelle: ntv.de, uzh/dpa