Belarus will aufrüsten Lukaschenko revanchiert sich bei Merkel
12.09.2021, 18:30 Uhr
Lukaschenko beim Truppenbesuch am Rande des Sapad-Manövers.
(Foto: dpa)
Am Samstag wirft Kanzlerin Merkel Belarus "hybride Attacken" vor, nun erhebt Machthaber Lukaschenko seinerseits den gleichem Vorwurf. Er kündigt am Rande eines riesigen Militärmanövers zudem an, aufrüsten zu wollen.
Der belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko hat "dem Westen" den gleichen Vorwurf gemacht, den zuvor Bundeskanzlerin Angela Merkel gegen das Land erhoben hatte. Bei der Inspektion einer gemeinsamen Militärübung von etwa 200.000 Soldaten aus Belarus und Russland sagte Lukaschenko, beide Länder seien bereit, sich gegen die "hybride Aggression" des Westens zu wehren. Er kündigte daher an, seine Armee weiter aufzurüsten. So wolle er russische Waffensysteme für rund 850 Millionen Euro erwerben.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Belarus bei ihrem Besuch in Polen am Samstag ebenfalls "hybride Attacken" vorgeworfen - weil Lukaschenko Migranten aus dem Nahen Osten absichtlich über die EU-Außengrenze schleuse. Die Spannungen zwischen Belarus und seinen EU-Nachbarn Litauen, Lettland und Polen haben daher in den vergangenen Monaten erheblich zugenommen.
Mit einer weiteren Äußerung ließ Lukaschenko keinen Zweifel daran, dass sich seine Worte an Berlin richteten. "Wir können uns angesichts der Erfahrungen von 1941 nicht entspannen", sagte der belarussische Präsident und bezog sich dabei auf den Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Belta sagte er weiter: "Wir richten unsere Raketen nicht gegen Nachbarländer, sondern bereiten uns darauf vor, unser Land zu verteidigen."
Seit Freitag üben beim Manöver Sapad-2021 etwa 200.000 russische und belarussische Soldaten gemeinsam den Verteidigungsfall. Das Manöver habe die Einsatzbereitschaft der Armeen beider Länder "anschaulich bestätigt", sagte der in Uniform gekleidete Lukaschenko auf einem belarussischen Schießplatz in der Nähe von Baranowitschi im Westen des Landes. Am Donnerstag hatte Lukaschenko den russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau getroffen, dabei sprachen die beiden Politiker auch von der "Schaffung eines einheitlichen Verteidigungsraums".
Neue Flugzeuge und Hubschrauber aus Russland
Am Sonntag sagte Lukaschenko laut Belta, bei den Gesprächen sei es um mögliche Lieferungen russischer S-400-Luftabwehrsysteme gegangen, die er an der Grenze zur Ukraine einsetzen wolle. Dazu kündigte er an, bis 2025 russische Waffen im Wert von mehr als einer Milliarde Dollar (850 Millionen Euro) zu erwerben. Belta zufolge sind unter den geplanten Anschaffungen zehn Flugzeuge, mehrere Dutzend Hubschrauber und ein Luftabwehrsystem.
Das Manöver Sapad-2021 begann am Freitag nahe der Grenze zur EU und soll eine Woche dauern. Beteiligt sind laut Moskau etwa 200.000 Soldaten, mehr als 80 Flugzeuge und Helikopter, 760 Kriegsfahrzeuge, darunter mehr als 290 Panzer, und bis zu 15 Schiffe. Sie üben auf Schießplätzen in Belarus, dem westlichen Teil Russlands sowie auf der Ostsee. Wie der Kreml mitteilte, will Putin am Montag einen russischen Schießplatz besuchen, um die Übungen zu inspizieren.
Quelle: ntv.de, vpe/AFP