Politik

TV-Duell zur Schicksalswahl Macron und Le Pen giften sich an

Für viele Franzosen war das TV-Duell Pflichtprogramm.

Für viele Franzosen war das TV-Duell Pflichtprogramm.

(Foto: AP)

Frankreichs Präsidentenwahl ist eine Richtungsentscheidung zwischen zwei völlig konträren Weltbildern. Entsprechend deftig geht es vor der Abstimmung am Sonntag im einzigen TV-Duell zwischen Marine Le Pen und Emmanuel Macron zur Sache.

Kurz vor dem Finale der französischen Präsidentenwahl haben sich die Kandidaten Marine Le Pen und Emmanuel Macron einen Schlagabtausch mit schweren persönlichen Vorwürfen geliefert. Der sozialliberale Macron kritisierte im TV-Duell am Mittwochabend, die Rechtspopulistin Le Pen vertrete mit ihrem Abschottungskurs einen "Geist der Niederlage". Le Pen attackierte Macron ihrerseits wegen seiner wirtschaftsfreundlichen Positionen als "Kandidat der wilden Globalisierung".

Die Stichwahl am Sonntag gilt als Schicksalsabstimmung für Europa, weil Le Pen ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft Frankreichs anstrebt und den Euro abschaffen will. Macron könnte laut jüngsten Umfragen auf 59 bis 60 Prozent der Stimmen kommen, Le Pen lag zuletzt bei 40 bis 41 Prozent. Das von den Sendern France 2 und TF1 übertragene TV-Duell war das einzige direkte Aufeinandertreffen der beiden Finalisten.

Macron bezichtigte Le Pen der Lüge und warf ihr vor, die "echte Erbin" der "Partei der extremen Rechten Frankreichs" zu sein. Le Pen bemüht sich seit Jahren, ihrer Front National eine gemäßigtere Außendarstellung zu verschaffen. Le Pens Versprechen, die Kaufkraft der Franzosen zu stärken, seien nicht finanziert, sagte Macron. "Sie werden entweder die Steuern erhöhen oder die Schulden erhöhen." Die von Le Pen geforderte Absenkung des Rentenalters auf 60 Jahre koste 30 Milliarden Euro: "Das ist nicht finanzierbar."

Le Pen hielt dagegen, sie wolle Milliarden bei den Ausgaben für die Europäische Union und für die Einwanderung einsparen. "Ich gebe den Franzosen ihr Geld zurück." Die 48-Jährige warf Macron mehrfach vor, wegen seiner Zeit als Berater des sozialistischen Amtsinhabers François Hollande und als Wirtschaftsminister von 2014 bis 2016 für Fehlentwicklungen mitverantwortlich zu sein. Zudem griff sie Macron wegen seiner Vergangenheit als Investmentbanker an. Ihm fehle der "Nationalgeist".

Zuschauer befürworten Macron

Laut einer Umfrage konnte Macron das Duell für sich entscheiden. Der Sender BFMTV berichtete, 63 Prozent der befragten Zuschauer hätten ihn überzeugender gefunden. 34 Prozent fanden die Rechtspopulistin Le Pen überzeugender. Das Institut Elabe hatte im Auftrag des Senders 1314 Zuschauer der zweieinhalbstündigen Debatte befragt.

Demnach lag Macron auch bei den Anhängern des Konservativen François Fillon und des Linkspolitikers Jean-Luc Mélenchon deutlich vorn. Die beiden waren im ersten Wahlgang ausgeschieden, hatten aber zusammen rund 40 Prozent der Stimmen bekommen. Macron hatte den ersten Wahlgang am 23. April mit 24 Prozent gewonnen, Le Pen kam auf 21,3 Prozent.

Quelle: ntv.de, chr/dpa

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