Präsident reist nach Anatolien Mängel bei Erdbebenhilfe bringen Erdogan in Bedrängnis
08.02.2023, 09:53 Uhr Artikel anhören
Die Opposition wirft Erdogan schwere Fehler bei der Vorbereitung der Türkei auf eine Katastrophe wie das Erdbeben vom Montag vor. Der Präsident reist nun selbst in die Krisenregion. Es geht dabei auch um Stimmen: Im Mai werden in der Türkei Parlament und Präsident neu gewählt.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sieht sich Vorwürfen nach der schweren Erdbebenkatastrophe gegenüber. Der türkische Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu wirft der Regierung Versagen vor. "Wenn jemand hauptverantwortlich für diesen Verlauf ist, dann ist es Erdogan", sagte Kilicdaroglu, Chef der größten Oppositionspartei CHP, in einem Twitter-Video.
Erdogan habe es versäumt, das Land in seiner 20-jährigen Regierungszeit auf solch ein Beben vorzubereiten, kritisierte Kilicdaroglu. Er warf Erdogan zudem vor, die Erdbebensteuer, die für die Vorsorge gedacht ist, verschwendet zu haben.
Kilicdaroglu war in die Erdbebenregion gereist, Erdogan wird am Mittwoch dort erwartet. Er werde sich am Mittwoch in den Provinzen Hatay und Kahramanmaras ein Bild der Lage machen, teilte das Präsidialamt mit. Beide Gebiete sind stark von den Beben getroffen und haben Tausende Tote zu verzeichnen. Vielerorts klagen Betroffene über keine oder nur schleppende Hilfe bei der Bergung Verschütteter.
Erdogan ruft Ausnahmezustand aus
Die Türkei befindet sich aktuell im Wahlkampf. Die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen würden regulär im Juni stattfinden. Erdogan hatte aber angekündigt, die Wahlen auf den 14. Mai vorzuziehen. Welche Auswirkungen das Beben auf die Wahlperiode hat, ist noch nicht abzusehen.
Am Dienstag hatte Erdogan einen dreimonatigen Ausnahmezustand für die zehn vom Erdbeben betroffenen Regionen ausgerufen. Er hatte zudem vor der Verbreitung von "Fake News" gewarnt und angekündigt, dass man sich diese merken und "das Notizbuch öffnen" werde, wenn der Tag gekommen sei. Im Zusammenhang von Posts in den sozialen Medien kam es bereits zu ersten Festnahmen durch die Polizei.
Die Türkei ist wegen ihrer geografischen Lage besonders erdbebengefährdet. Vielerorts wird jedoch auch die dürftige Bausubstanz als ein Grund für die vielen eingestürzten Häuser diskutiert. Die Regierung bezeichnete die Beben als eine der schlimmsten Katastrophen der vergangenen Jahrzehnte und kündigte an, alle verfügbaren Mittel zu mobilisieren.
Quelle: ntv.de, jog/dpa