Demos nicht nur in Belgrad Massenproteste in Serbien nehmen kein Ende
18.06.2023, 01:03 Uhr Artikel anhören
Die Protestierenden legten unter anderem eine Autobahn lahm.
(Foto: AP)
Nach zwei verheerenden Amokläufen in Serbien gibt es eine regelrechte Protestwelle in dem Land, die kein Ende zu finden scheint. Mittlerweile kommen die Menschen das siebte Mal zusammen, um gegen Gewalt und die Regierung zu demonstrieren.
Zehntausende Menschen haben in Belgrad und drei weiteren Städten Medienberichten zufolge gegen die Gewalt in Serbien demonstriert. Es war der siebente Protest in Folge, nachdem bei zwei Amokläufen im Mai 18 Menschen getötet worden waren. Die Teilnehmer der Belgrader Kundgebung versammelten sich am Samstagabend vor dem Parlament im Zentrum der serbischen Hauptstadt. In zwei getrennten Kolonnen marschierten sie zur Stadtautobahn, wo sie für zwei Stunden einen Abschnitt blockierten.
Weitere Demonstrationen fanden in den Großstädten Novi Sad, Nis und Kragujevac statt. Die Teilnehmer der Kundgebungen forderten den Rücktritt von Präsident Aleksandar Vucic sowie der für den Sicherheitsapparat zuständigen Beamten. Vucic und den von ihm kontrollierten Boulevardmedien warfen sie vor, ein Klima des Hasses und der Gewalt zu erzeugen. Zu der Kundgebung hatten linke und liberale Oppositionsparteien sowie Bürgerbewegungen aufgerufen.
Ein 13-Jähriger hatte Anfang Mai in einer Belgrader Schule neun Mitschüler und einen Wachmann erschossen. Einen Tag später schoss ein 21-Jähriger in einem Dorf bei Belgrad auf Menschen und tötete acht von ihnen. Die beiden Taten, die nicht unmittelbar miteinander zusammenhingen, erschütterten die serbische Gesellschaft tief.
Vor wenigen Wochen hatte Serbien die Frist für die Abgabe illegaler Waffen bis zum 30. Juni verlängert. Bis zu diesem Datum dürfen Bürger diese straffrei abgeben. Bislang sind bereits Zehntausende Handfeuerwaffen und Sprengkörper zu den Behörden gebracht worden. Die Geschichte Serbiens ist geprägt durch die Kriege in den 90er-Jahren wie den Jugoslawienkrieg, Kroatenkrieg und Kosovokrieg. Der Aufruf zur anonymen und straffreien Waffenabgabe war eine der Maßnahmen, die die serbische Regierung nach den Amokläufen ergriff.
Quelle: ntv.de, rog/dpa