Staat verlängert Frist Serben geben freiwillig Zehntausende Waffen ab
08.06.2023, 10:44 Uhr Artikel anhören
Neben Handfeuerwaffen wurden auch Sprengkörper abgegeben.
(Foto: IMAGO/imagebroker)
Zwei Amokläufe haben die serbische Gesellschaft erschüttert. In der Folge gibt es Proteste mit vielen Teilnehmern gegen Gewalt, die auch die Regierung ins Visier nehmen. Der Staat fordert die Menschen auf, freiwillig illegale Waffen abzugeben - und verspricht Straffreiheit. Anscheinend mit Erfolg.
Nach zwei Amokläufen mit 18 Toten im Vormonat hat Serbien die Frist für die Abgabe illegaler Waffen bis zum 30. Juni verlängert. Dies habe Innenminister Bratislav Gasic angeordnet, berichtete das staatliche Fernsehen RTS. Die ursprüngliche Frist für die straffreie und anonyme Abgabe von Waffen, die Bürger ohne entsprechende Erlaubnis besitzen, wäre am Donnerstag abgelaufen.
Bis zum Mittwoch um 19 Uhr waren knapp 85.000 Waffen bei der Polizei abgegeben worden, sagte Ministerpräsidentin Ana Brnabic auf einer Pressekonferenz. Dabei handelte es sich um 62.801 Handfeuerwaffen und 22.119 Sprengkörper, fügte sie hinzu. Der Aufruf zur anonymen und straffreien Waffenabgabe war eine der Maßnahmen, die die serbische Regierung nach den Amokläufen ergriff.
Amokläufe lösten Protestwelle aus
Am 3. Mai hatte ein erst 13-jähriger Schüler in seiner Schule im Zentrum von Belgrad neun Mitschüler und einen Wachmann erschossen. Einen Tag später hatte ein junger Mann in einem Dorf bei Belgrad acht Menschen mit Schusswaffen getötet. Die beiden Amokläufe hingen nicht miteinander zusammen. Sie erschütterten die serbische Gesellschaft zutiefst.
Genau wie ein anderer Vorfall in der Vergangenheit: Vor zehn Jahren erschoss ein serbischer Kriegsveteran bei einem Amoklauf in einem Dorf südlich von Belgrad 13 Menschen. Der 60-Jährige tötete dabei sechs Frauen und sechs Männer sowie einen zweijährigen Jungen. Die Todesopfer waren Verwandte und wurden alle im Schlaf überrascht. Die Geschichte Serbiens ist geprägt durch die Kriege in den 90er-Jahren wie den Jugoslawienkrieg, Kroatenkrieg und Kosovokrieg.
Nach den jüngsten Amokläufen kam es in der Hauptstadt Belgrad zu Protestaktionen mit Zehntausenden Teilnehmern gegen Gewalt. Dabei gab es auch Rücktrittsforderungen in Richtung der Regierung. Kritiker werfen Staatschef Aleksandar Vucic seit Jahren vor, seine Macht immer mehr mit autokratischen Mitteln zu zementieren.
Quelle: ntv.de, rog/dpa