Treffen mit Kanzlerin machte Mut Merkel lud Reem nochmal ins Kanzleramt ein
14.07.2016, 08:29 Uhr
Merkel sagte Reem schonungslos offen, dass nicht alle Flüchtlinge in Deutschland bleiben könnten.
(Foto: dpa)
Sie eines der bekanntesten Gesichter der Flüchtlingsdebatte: das palästinensische Mädchen Reem. Ihre Unterhaltung mit Kanzlerin Merkel bei einer öffentlichen Diskussionsrunde hat viele Menschen bewegt. Die beiden sind bis heute in Kontakt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich noch einmal mit dem Flüchtlingsmädchen Reem Sawihl getroffen, das vor einem Jahr in einer öffentlichen Diskussion mit ihr in Tränen ausgebrochen war. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte: "Reem war nach den Osterferien auf Einladung der Bundeskanzlerin zu einem Gespräch im Kanzleramt." Zum Inhalt des Gesprächs machte er keine Angaben.
Die Palästinenserin hatte am 15. Juli 2015 bei einer öffentlichen Diskussion mit Merkel in Rostock gesagt: "Es ist wirklich sehr unangenehm zuzusehen, wie andere das Leben genießen können und man es selber halt nicht mitgenießen kann." Und: "Ich weiß nicht, wie meine Zukunft aussieht." Damals hatte sie nur eine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung.
Merkel antwortete, Deutschland könne nicht alle Flüchtlinge aufnehmen. Daraufhin fing Reem an zu weinen. Im Dezember wurde bekannt, dass die damals 14-jährige Reem einen sogenannten Aufenthaltstitel bekommen hat, der bis Oktober 2017 gültig ist. Damit ist auch ein entsprechendes Aufenthaltsrecht für Reems Eltern und ihren Bruder verbunden.
Reem ist Merkel dankbar
Reem bewertet das Treffen mit Merkel vor einem Jahr heute als Wendepunkt in ihrem Leben. Auf die Frage, was sich seither verändert habe, sagte sie der "Bild am Sonntag": "Ich bin selbstbewusster und mutiger geworden (...). Bis vor einem Jahr saß ich im Rollstuhl und konnte nicht alleine laufen. Vor ein paar Monaten hatte ich den Mut, es auszuprobieren." Heute könne sie alleine gehen. "Ich bin wahnsinnig glücklich darüber und weiß nicht, ob ich diesen Mut auch ohne das Treffen mit Frau Merkel gehabt hätte."
Ihr Vater Atef Sawihl sagte der Zeitung: "Seit diesem Treffen ist so viel passiert. Eine Sprecherin von Frau Merkel hat uns angerufen, um sich nach uns zu erkundigen, der Rostocker Bürgermeister Roland Methling hat sich für unsere Aufenthaltsgenehmigung eingesetzt, meine Frau und ich haben Arbeit gefunden." Reem sagte, wenn sie die Kanzlerin heute noch einmal träfe, würde sie "einfach nur Danke sagen wollen".
Der parteilose Rostocker Oberbürgermeister Roland Methling sagte: "Reem Sawihl ist für mich das Gesicht gelungener Integration. Ich schätze an ihr nicht nur ihren Optimismus und Lebensmut, sondern auch ihre enorme Kraft und ihr Engagement, etwas aus ihrem Leben machen zu wollen." Er sei sehr optimistisch, dass Reem und ihre Familie die Chance erhalten werden, auch dauerhaft in Deutschland ihr neues Leben weiter aufbauen zu können.
Quelle: ntv.de, jog/dpa