Politik

Diplomaten reden mit Taliban Merkel rechnet mit "einigen Tagen" Luftbrücke

Fallschirmjäger sichern die Luftbrücke vom Flughafen Kabul nach Taschkent ab. Wie lange noch, ist unklar.

Fallschirmjäger sichern die Luftbrücke vom Flughafen Kabul nach Taschkent ab. Wie lange noch, ist unklar.

(Foto: picture alliance/dpa/Bundeswehr)

Nach Berichten, dass der Einsatz der Bundeswehr in Kabul schon heute enden könnte, macht die Bundeskanzlerin ein etwas längeres Zeitfenster auf. "In einigen Tagen" würden die Evakuierungsflüge für Ortskräfte enden, erklärt Merkel dem Bundestag. Das Auswärtige Amt verhandelt mit den Taliban für die Zeit danach.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das Ende der Luftbrücke vom Flughafen in Kabul "in einigen Tagen" angekündigt. Dies dürfe allerdings nicht heißen, dass danach vor allem ehemalige Ortskräfte und andere Menschen in Not in Afghanistan nicht geschützt würden, sagt Merkel in ihrer Regierungserklärung vor dem Bundestag am Mittag. Darüber werde "auf allen Ebenen" gesprochen.

Laut Merkel flog die Bundeswehr bislang mehr als 4600 Menschen aus Afghanistan aus. Es seien Personen aus insgesamt 45 Nationen, sagte Merkel in ihrer Regierungserklärung weiter. Fast die Hälfte der Evakuierten seien Frauen. Merkel betonte, es habe keinen Sonderweg Deutschlands in Afghanistan gegeben. Alles geschehe in enger Abstimmung mit den Verbündeten.

Die Kanzlerin argumentierte, dass der Einsatz in Afghanistan nicht vergebens gewesen sei. So sei die Kindersterblichkeit in den vergangenen 20 Jahren halbiert worden, 70 Prozent der Afghanen hätten nun Zugang zu Trinkwasser, mehr als 90 Prozent Zugang zu Strom. Aber: "Klar ist, die Taliban sind jetzt Realität in Afghanistan." Viele Menschen hätten große Angst. Damit müsse sich die Politik jetzt auseinandersetzen.

Evakuierung mit zivilen Flügen oder auf dem Landweg

Das Auswärtige Amt verhandelt nach eigenen Angaben weiter mit Vertretern der Taliban, um auch nach dem 31. August Menschen außer Landes bringen zu können. Das Ende der Luftbrücke sei nicht gleichbedeutend mit einem Ende dieser Bemühungen, sagt ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Möglich sei etwa eine Evakuierung mit zivilen Flügen oder auch ein Transport von Menschen auf dem Landweg in die Nachbarländer Afghanistans.

Zuvor hatten ARD und "Spiegel" berichtet, die Evakuierungsflüge der Bundeswehr von Kabul in die usbekische Hauptstadt Taschkent könnten bereits heute enden. Damit wäre die Mission schneller beendet gewesen als gedacht, denn angesichts des bevorstehenden US-Truppenabzugs am 31. August war zuvor stets von Freitag oder Samstag die Rede gewesen. Trotz der vagen Einschätzung Merkels in ihrer Erklärung vor dem Bundestag steht eine offizielle Angabe über den genauen Zeitpunkt des Bundeswehr-Abzugs weiterhin aus.

Quelle: ntv.de, mau/rts

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