"Unqualifizierte Rundumschläge" Merz attackiert den Werte-Union-Chef
05.07.2021, 07:14 Uhr
Deutliche Worte an die Werte-Union: Friedrich Merz.
(Foto: dpa)
Max Otte ist gerade erst Chef der Werte-Union geworden. Doch die ersten Landesverbände rebellieren gegen ihn. Und nach Kritik an Friedrich Merz reagiert dieser mit einem Aufruf, die ultrakonservative Organisation zu verlassen.
Der CDU-Wirtschaftspolitiker Friedrich Merz hat die CDU-Mitglieder zum Austritt aus der ultrakonservativen Werte-Union aufgerufen. "Ich fordere alle CDU-Mitglieder dazu auf, die sogenannte Werte-Union zu verlassen und die Zukunft gemeinsam in der CDU zu gestalten", sagte Merz, der zum Wahlkampfteam des CDU-Vorsitzenden Armin Laschet gehört.
Der ehemalige Unionsfraktionschef attackierte den neuen Vorsitzenden der Werte-Union, den Ökonomen Max Otte, scharf. Otte "kennt offenbar den Unterschied zwischen Lobby und beruflicher Tätigkeit als Rechtsanwalt und Aufsichtsrat nicht", sagte Merz.
Otte hatte am Wochenende gesagt, Merz sei durch seine frühere Lobbytätigkeit belastet und sollte "kein Staatsamt übernehmen, auch wenn die Lobbytätigkeit ruht". Merz war früher Aufsichtsratschef für Deutschland des US-Vermögensverwalters Blackrock. Das Mandat endete zum 31. März 2020 - es ruht also nicht nur.
Merz sagte nun: "Die unqualifizierten Rundumschläge von Herrn Otte sollten den Mitgliedern dieser selbst ernannten Werte-Union zu denken geben." Die Werte-Union sieht sich als Vertretung der konservativen Strömung in der Union, ist aber keine offizielle Parteigliederung. Nach eigenen Angaben liegt ihre Mitgliederzahl bei über 4000 - darunter sind allerdings auch Mitglieder ohne CDU-Parteibuch. Die CDU hat insgesamt rund 400.000 Mitglieder, rund 140.000 sind es bei der CSU.
Werte-Union zersplittert
Nach der umstrittenen Wahl Ottes zeigt die Werte-Union immer stärkere Auflösungserscheinungen. Mitglieder einiger Landesvorstände traten aus Protest gegen Ottes Kurs zurück. Interne Kritiker werfen Otte vor, die Werte-Union nach rechts rücken und zur AfD hin öffnen zu wollen. Otte reagierte darauf gelassen und geht nach eigenen Angaben davon aus, dass die Werte-Union gestärkt aus diesem Prozess hervorgehen wird.
Die Führungsspitze der CDU um Parteichef und Kanzlerkandidat Armin Laschet kommt derweil in Berlin zu ihren letzten offiziellen Beratungen vor der Sommerpause zusammen. Zunächst tagt das kleinere Parteipräsidium, später wird der größere Vorstand hinzugeschaltet. Die Vorgänge in der Werte-Union dürften, wenn überhaupt, nur am Rande eine Rolle spielen. Es wurde erwartet, dass sich die Parteigremien unter anderem mit dem bevorstehenden Wahlkampf zur Bundestagswahl im September beschäftigen werden.
Quelle: ntv.de, mli/dpa