Landesweite Proteste halten an Mitglieder der Revolutionsgarden im Iran getötet
25.10.2022, 19:32 Uhr
Am 16. September starb die 22-jährige Mahsa Amini in Teheran in Polizeigewahrsam - seitdem wird das Land von Protestwellen überzogen.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Bei den seit Wochen anhaltenden Protesten im Iran sollen bisher mehr als hundert Demonstranten getötet worden sein. In einer Stadt im Südosten kommen nun auch zwei Mitglieder der regimetreuen Revolutionsgarden ums Leben. Sie sollen von Unbekannten erschossen worden sein.
In der seit Wochen von Protesten und Gewalt erschütterten Stadt Sahedan im Südosten des Iran sind nach Angaben der Nachrichtenagentur Tasnim zwei Mitglieder der Revolutionsgarden getötet worden. Die beiden in der Provinz Sistan-Balutschistan eingesetzten Gardisten seien "von unbekannten Angreifern erschossen" worden, meldete Tasnim. Die Behörden seien nun bemüht, die Täter zu ermitteln, ergänzte Tasnim, ohne weitere Angaben zu machen.
Unterdessen setzten Studierende landesweit ihre Proteste fort - trotz des gewaltsamen Vorgehens der iranischen Sicherheitskräfte. "Ein Student mag sterben, aber er akzeptiert keine Demütigung", skandierten Studenten der Schahid Tschamran Universität in Ahvas im Südwesten des Landes in einem verifizierten Online-Video. Weitere Online-Videos zeigten Protestierende an der Beheschti Universität und der Chaje Nasir Toosi Universität in Teheran.
Die Proteste erfolgten einen Tag vor Ablauf der 40-tägigen Trauerzeit für Mahsa Amini. Die 22-jährige Kurdin war am 16. September in Teheran gestorben, nachdem sie dort zuvor von der sogenannten Sittenpolizei wegen des Vorwurfs festgenommen worden war, ihr islamisches Kopftuch nicht den Vorschriften entsprechend getragen zu haben. Aktivisten werfen den Sicherheitskräften vor, die junge Frau misshandelt zu haben.
Der Tod Aminis war der Auslöser für die seither im Iran andauernde massive Protestbewegung, die sich gegen die Regierung in Teheran richtet. Am Mittwoch sind 40 Tage seit Aminis Tod und dem Ende der traditionellen Trauerzeit vergangen. Aktivisten zufolge warnten Sicherheitsdienste Aminis Familie davor, an diesem Tag in der Provinz Kurdistan eine Zeremonie abzuhalten und die Menschen zu bitten, das Grab ihrer Tochter zu besuchen. Der Familie sei gedroht worden, dass sie sich andernfalls "um das Leben ihres Sohnes sorgen" müsse, hieß es.
"Tod dem Diktator"
Auf weiteren Videos, die im Onlinedienst Twitter geteilt wurden, skandierten Frauen auf Rolltreppen in Teheraner U-Bahn-Stationen Parolen wie "Tod dem Diktator" und "Tod den Revolutionsgarden".
Am Montag waren Sicherheitskräfte gewaltsam gegen Schülerinnen in Teheran vorgegangen. "Schülerinnen des Sadr-Gymnasiums in Teheran wurden angegriffen, einer Leibesvisitation unterzogen und verprügelt", meldete der Online-Kanal 1500tasvir, der regelmäßig über die Proteste und die Polizeigewalt im Iran berichtet. Mindestens eine Schülerin wurde laut 1500tasvir ins Krankenhaus eingeliefert. Später hätten die Eltern vor der Schule protestiert.
Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wurden bei den Versuchen der iranischen Sicherheitskräfte, die landesweite Protestwelle niederzuschlagen, bislang mehr als 120 Demonstranten getötet, darunter mindestens 23 Kinder. Tausende Protestierende wurden demnach festgenommen.
Quelle: ntv.de, kst/AFP