Studierende protestieren weiter 17-Jährige im Iran tödlich mit Schlagstock getroffen
24.10.2022, 16:14 Uhr
Laut einem Bericht ist die 17-jährige Arnica Kaem Maqami von der Sittenpolizei mit einem Schlagstock totgeprügelt worden.
(Foto: iranhrs/twitter)
Eine junge Frau nimmt im Iran an einem Protest gegen das repressive Regime teil. Dabei wird die 17-Jährige laut einem Bericht von der Sittenpolizei mit einem Schlagstock hinterrücks geprügelt, sie verstirbt. Das Regime soll vorher behauptet haben, sie sei aus dem Fenster gesprungen.
Bei systemkritischen Protesten im Iran, die durch den Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini entfacht wurden, ist eine Teenagerin ums Leben gekommen. Arnica Kaem Maqami ist laut der ARD-Korrespondentin in Teheran, Natalie Amiri, am Vortag ihren Verletzungen erlegen. Sie wurde von hinten mit einem Schlagstock getroffen, schreibt Amiri auf Twitter. Das iranische Regime habe vorher behauptet, dass die 17-Jährige aus dem vierten Stock sprang. Sicherheitsbehörden hätten sie in ein Militärkrankenhaus gebracht, damit keine weiteren Unruhen entstehen.
Die Journalistin Düzen Tekkal berichtet ebenfalls von dem Fall und schreibt: "Die 17-Jährige hat die Willkür und Tyrannei des Mullah Regimes nicht überlebt. Wie viele Teenager müssen noch sterben, damit die Welt versteht, dass die #IranRevolution fällig ist."
Trotz der heftigen Gewalt gegen Demonstranten zeigten Studierende in Teheran an verschiedenen Universitäten großen Mut und setzten ihren Protest gegen den repressiven Führungskurs des Landes fort. An mehreren Hochschulen der Hauptstadt Teheran zeigten junge Frauen und Männer ihren Unmut gegen das islamische Regierungssystem, wie iranische Medien berichteten. Bei einem Vortrag an einer Technischen Universität wurde Irans Regierungssprecher Ali Bahadori Dschahromi von Studierenden ausgebuht. "Hört mir zu, hört mir zu", rief Dschahromi, wie die Zeitung "Shargh" berichtete. Mehrfach waren in einem Video auch die Rufe "Tod dem Diktator" zu hören. Der Regierungssprecher suchte zunächst den Dialog, verließ aber schließlich die Universität. "Zisch ab", rief die Menge.
Studierende brechen Geschlechtertrennung in Mensa
An der renommierten Scharif-Universität setzten sich Studenten gegen die obligatorische Geschlechtertrennung in einer Kantine zur Wehr. Auf Bildern in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie Frauen und Männer auf dem Campus bei einem Picknick gemeinsam beisammen saßen. Die Mensa der Universität war von der Unileitung geschlossen worden, nachdem am Wochenende bereits Studierende die obligatorische Geschlechtertrennung missachtet hatten. Viele Frauen legten dort auch ihr Kopftuch ab.
Als Reaktion darauf riegelten Anhänger der Basidsch-Milizen den Eingang der Kantine in Teheran ab. Schließlich sollen die Studierenden die Barrikaden wieder entfernt haben. Als Reaktion auf den Vorfall kündigte der Vorstand der Universität an, die beteiligten Studierenden einer Kommission zu melden. Ihnen drohen nun Strafen wegen der Verstöße gegen die Geschlechtertrennung.
Eine Dozentin der Uni Teheran veröffentlichte auf Twitter unterdessen ein Foto, das sie ohne Kopftuch zeigte. "Wir werden nicht zurückkehren", schrieb Mona Chatami. Studierende an der Universität bestätigten die Echtheit des Accounts. Vor wenigen Wochen waren auf dem Campus der Scharif-Universität Proteste von Sicherheitskräften gewaltsam niedergeschlagen worden. Polizisten und Milizen riegelten den Campus zwischenzeitlich ab. Die Stimmung war seitdem angespannt. Die Hochschulleitung setzte Veranstaltungen in Präsenz danach für einige Zeit aus.
Auslöser der systemkritischen Proteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie die Zwangsvorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem.
Quelle: ntv.de, ysc mit dpa