Der Massenmörder der Bolschewiki Moskau ehrt berüchtigten Tscheka-Chef mit neuer Statue
11.09.2023, 23:10 Uhr Artikel anhören
Offizielle des russischen Auslandsnachrichtendiensts SWR bei der feierlichen Einweihung der Dzierzynski-Statue.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
Nach der Oktoberrevolution 1917 festigt Feliks Dzierzynski mit brutalen Methoden die Macht der Bolschewisten. Nach dem Fall der Sowjetunion wird die Statue des Geheimdienstlers von einer jubelnden Menge gestürzt. Nun steht ganz in der Nähe ein neues Denkmal für den Revolutionär.
In Moskau ist vor dem Sitz des russischen Auslandsnachrichtendiensts SWR eine neue Statue des vor fast hundert Jahren gestorbenen Feliks Dzierzynski aufgestellt worden, des Gründers der gefürchteten sowjetischen Geheimpolizei Tscheka. SWR-Chef Sergej Naryschkin bezeichnete Dzierzynski bei der Einweihung der Statue als "selbstlosen, hingebungsvollen und entschlossenen Menschen" und als "Symbol seiner Zeit und Beispiel für ungetrübte Ehrlichkeit". Die Platzierung der Statue ist ein weiteres Zeichen der Aufwertung der Sowjetzeit durch den russischen Staat.
Die nun installierte Skulptur ähnelt einer früheren Statue Dzierzynskis, die von 1958 bis 1991 vor der Lubjanka in Moskau gestanden hatte, der Zentrale des sowjetischen Geheimdiensts KGB. Im August 1991, während die Sowjetunion im Zerfall begriffen war, hatte eine feiernde Menschenmenge die Dzierzynski-Statue von ihrem Platz entfernt.
Der 1877 geborene und 1926 gestorbene Dzierzynski war einer der Hauptverantwortlichen der Massenverhaftungen und -Hinrichtungen durch die Bolschewiken nach der russischen Oktoberrevolution, in deren Folge die sozialistische Sowjetunion entstanden war.
Behörden brechen Online-Abstimmung ab
Anfang 2021 starteten die Moskauer Behörden eine Online-Abstimmung, bei der die Bürger wählen sollten, ob ein Denkmal von Fürst Alexander Newski oder Dzierzynski vor der Lubjanka errichtet werden sollte. Nach zwei Tagen wurde das Voting abgebrochen. Zu dem Zeitpunkt führte Newski laut dem russischen Exilmedium Meduza mit 55 Prozent und 320.000 abgegebenen Stimmen. Als Begründung teilte Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin später mit: "Denkmäler, die auf den Straßen und Plätzen stehen, sollen die Gesellschaft nicht spalten, sondern vereinen".
In Russland treibt Präsident Wladimir Putin - ein früherer Agent des KGB und Ex-Chef von dessen Nachfolgedienst FSB - seit Jahren eine Rehabilitierung der Sowjetunion voran. Zuletzt wurden mehrere neue Statuen des Diktators Josef Stalin eingeweiht, Putin zog verstärkt Parallelen zwischen dem Konflikt in der Ukraine und dem Zweiten Weltkrieg.
Quelle: ntv.de, jpe/AFP