"Offen unfreundlicher Akt" Moskau kritisiert armenischen Besuch in Butscha
10.06.2024, 14:25 Uhr Artikel anhören
Ein Mahnmal erinnert an die mutmaßlich schlimmsten 28 Tage in der Geschichte von Butscha.
(Foto: picture alliance / SvenSimon-ThePresidentialOfficeU)
Butscha steht synonym für russische Gräueltaten im Krieg gegen die Ukraine. Auch eine armenische Delegation besucht die ukrainische Kleinstadt. Damit bringt sie allerdings ihre einstige Schutzmacht zur Weißglut. Moskau spricht von einer offen antirussischen Geste.
Die kriselnden Beziehungen zwischen Russland und Armenien sind dabei, sich durch einen diplomatischen Streit über den Umgang mit Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine weiter zu verschlechtern. Russland habe nach einer Reise armenischer Offizieller in die ukrainische Stadt Butscha eine Protestnote an das Außenministerium in Eriwan gerichtet, schrieb Russlands Außenamtssprecherin Maria Sacharowa am Sonntagabend in ihrem Telegramkanal. Der Besuch der Stadt sei ein "offen unfreundlicher Akt".
Die Kiewer Vorstadt Butscha rückte im März 2022 in den globalen Fokus, als dort nach dem Abzug russischer Truppen die Leichen von mehr als 400 Zivilisten gefunden wurden, die von russischen Soldaten getötet wurden. Eine armenische Delegation hatte bei einem Besuch in Butscha vor wenigen Tagen Kiew ihrer Solidarität gegen die "russische Aggression" versichert. Der Delegation gehörte unter anderem Armeniens Botschafter in Kiew, Wladimir Karapetjan, an.
Russland galt lange als Schutzmacht der ehemaligen Sowjetrepublik Armenien im Kaukasus und unterhält dort auch eine Militärbasis. Die Beziehungen haben sich seit der Machtübernahme des als prowestlich geltenden Regierungschefs Nikol Paschinjan in Eriwan abgekühlt. Armenien fühlte sich insbesondere während des Kriegs mit Aserbaidschan um die Konfliktregion Bergkarabach von Russland im Stich gelassen. Nach der Niederlage in dem Krieg stellt Armenien zunehmend auch seine Mitgliedschaft in dem von Moskau dominierten Militärbündnis Organisation des Vertrags für kollektive Sicherheit (OVKS) infrage.
Die Regierung in Moskau bestreitet, dass die russische Armee Kriegsverbrechen in der Ukraine begeht. Tatsächlich wird der russische Staatschef Wladimir Putin wegen der Verschleppung ukrainischer Kinder seit Monaten international mit einem Haftbefehl des Weltstrafgerichts in Den Haag gesucht. Bei der ukrainischen Staatsanwaltschaft sind etwa 133.000 Verfahren wegen weiterer Kriegsverbrechen anhängig. Viele der mutmaßlichen Verbrechen werden unfreiwillig auch von russischer Seite dokumentiert, da die verantwortlichen russischen Kommandeure für die Angriffe ausgezeichnet werden.
Quelle: ntv.de, chr/dpa