Ukrainischer Angriff? Moskau meldet Abschüsse mehrerer Kampfdrohnen über Russland
28.02.2023, 15:13 Uhr
Ein ukrainischer Soldat lässt eine Drohne steigen.
(Foto: AP)
In den vergangenen Monaten mehren sich die Berichte: Immer wieder werden Drohnen in Russland gesichtet - so jetzt auch alleine in vier südrussischen Regionen und 100 Kilometer von Moskau entfernt. In St. Petersburg wird sogar der Flughafen zeitweise gesperrt - aber angeblich aus einem anderen Grund.
Russische Behörden haben erneut die Zerstörung mehrerer Kampfdrohnen über dem eigenen Staatsgebiet gemeldet - darunter eine in der Region der Hauptstadt Moskau. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau und regionaler Gouverneure waren die Drohnen Teil eines ukrainischen Angriffs auf "Einrichtungen ziviler Infrastruktur" in vier südrussischen Regionen an der Grenze zur Ukraine sowie "wahrscheinlich" auf zivile Infrastruktur im rund 100 Kilometer südöstlich von Moskau gelegenen Ort Gubastowo.
Es gebe "keinerlei Opfer oder Schäden am Boden", erklärte der Gouverneur der Region Moskau, Andrej Worobjow, zu dem Vorfall nahe der Hauptstadt. Der russische Geheimdienst FSB untersuche den Vorfall. Die Behörden machten keine Angaben dazu, gegen welche Infrastruktureinrichtungen sich die Angriffe gerichtet haben sollen.
Der russische Energiekonzern Gazprom betreibt in Gubastowo nahe dem Absturzort eine Einrichtung. Gazprom erklärte gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti, der "Drohnenabsturz" habe zu keinem "Notfall" geführt.
Drohnen auch an anderen Orten in Russland
Am Morgen hatte außerdem der Gouverneur der südrussischen Region Brjansk, Alexander Bogomas, bei Telegram den Abschuss einer ukrainischen Drohne gemeldet. Es habe jedoch "weder Opfer noch Schäden" gegeben. Der Gouverneur der Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, erklärte seinerseits, in den Straßen der gleichnamigen Regionalhauptstadt seien Trümmerteile von drei Drohnen gefunden worden.
Außerdem erklärte das russische Verteidigungsministerium, in der Region Krasnodar und in der Republik Adygeja seien zwei Drohnen "neutralisiert" worden, ohne Schäden zu verursachen. Das "Kiewer Regime" habe dort versucht, "Einrichtungen ziviler Infrastruktur" anzugreifen.
Flüge in St. Petersburg fallen aus
In russischen Medien gab es zudem Berichte über ein Flugobjekt über St. Petersburg, bei dem es sich um eine Drohne handeln könnte. Kampfjets seien deshalb aufgestiegen, berichtete die Online-Nachrichtenseite Basa. Der Flughafen von Russlands zweitgrößter Stadt wurde für eine Stunde gesperrt. Zahlreiche Inlandsflüge mit Ziel St. Petersburg mussten umkehren.
Etwa eine Stunde nach der Wiederaufnahme des Flugbetriebs teilte das russische Verteidigungsministerium mit, es habe eine Militärübung gegeben, bei der auch Abfangjets eingesetzt worden seien. Die Flugabwehr habe zur Aufgabe gehabt, Ziele zu entdecken, sie zu identifizieren und abzufangen, zitierten russische Nachrichtenagenturen das Ministerium. Auch die Zusammenarbeit mit Notfalldiensten und den Exekutivbehörden sei getestet worden. Der Einsatz der Abfangjets war im Vorfeld allerdings nicht angekündigt worden.
Drohne auch über Ölraffinerie?
In der Nacht kam es außerdem zu einem Brand auf dem Gelände einer Ölraffinerie in der südrussischen Stadt Tuapse. Auf Videos waren Rauchsäulen am Himmel zu sehen. Anwohner berichteten von Explosionen. Gründe für den Brand wurden offiziell nicht genannt.
Auf mehreren Telegram-Kanälen war jedoch die Rede von angeblichen Drohnenangriffen auf die Anlage im Gebiet Krasnodar, das recht nah an der Ukraine sowie an der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim liegt. Auch die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti meldete unter Berufung auf Rettungsdienste, dass in der Nähe der Raffinerie eine Drohne gesichtet worden sei.
Seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im Februar 2022 wurden Ortschaften und Infrastruktur in Russland und insbesondere an die Ukraine angrenzenden russischen Grenzregionen wiederholt von Angriffen, insbesondere mit Drohnen, getroffen. Dabei starben mehrere Menschen. Moskau beschuldigte die ukrainischen Armee.
Im Dezember hatte die russische Armee nach eigenen Angaben mehrere Drohnen in der Nähe des für die russische Luftwaffe strategisch wichtigen Engels-Flugplatzes abgeschossen, der Hunderte von Kilometern von der ukrainischen Grenze entfernt liegt. Im Januar tauchten Bilder auf, auf denen auf dem russischen Verteidigungsministerium und einer der Residenzen des russischen Präsidenten Wladimir Putin installierte Luftabwehrsysteme vom Typ Panzir zu sehen waren. Der Kreml verweigerte jedoch jeden Kommentar.
Quelle: ntv.de, jki/ghö/AFP/rts