Aus Sorge vor den Wagner-Truppen Moskau verhängt den "Anti-Terror-Notstand"
24.06.2023, 07:26 Uhr Artikel anhören
Der Machtkampf zwischen der russischen Militärführung und Prigoschin eskaliert: Moskau verschärft die Sicherheitsvorkehrungen. Um mögliche Terroranschläge zu verhindern, sei "ein Regime für Operationen zur Terrorbekämpfung eingeführt worden", teilt das nationale Anti-Terror-Komitee mit.
Angesichts des bewaffneten Aufstands des russischen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin haben die Behörden in Moskau und Umgebung den Anti-Terror-Notstand ausgerufen. "Um mögliche Terroranschläge in der Stadt und dem Gebiet Moskau zu verhindern, ist ein Regime für Operationen zur Terrorbekämpfung eingeführt worden", teilte das nationale Anti-Terror-Komitee mit. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden verschärft.
Zuvor war bereits berichtet worden, dass Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin "Anti-Terror-Maßnahmen" in Kraft gesetzt habe. Es seien etwa bereits verstärkte Verkehrskontrollen auf den Straßen eingeführt worden, schrieb er am Morgen auf seinem Telegram-Kanal. Außerdem seien Einschränkungen von Massenveranstaltungen möglich.
"Infolge der eingehenden Informationen werden in Moskau Anti-Terror-Maßnahmen zur Stärkung der Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt", schrieb Sobjanin. Er bat die mehr als 13 Millionen Einwohner der Metropole um Verständnis. Auch der Gouverneur der Region um Moskau, Andrej Worobjow, schrieb auf Telegram von hochgefahrenen Sicherheitsvorkehrungen. Worobjow rief die Menschen zudem auf, wenn möglich auf private Autofahrten in Richtung Südrussland zu verzichten, wo die Situation derzeit besonders angespannt ist. Zuvor waren Videos im Netz aufgetaucht, auf denen ein Schützenpanzer und ein gepanzerter Militärlaster vor dem russischen Parlament, der Staatsduma, entlang fahren.
Prigoschin wirft Armee Beschuss der Söldnertruppen vor
Am Freitagabend hatte der Chef der Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, die russische Militärführung beschuldigt, ein Lager seiner Söldnertruppen mit Artillerie, Hubschraubern und Raketen angegriffen und dabei viele seiner Männer getötet zu haben. Er drohte daraufhin, in der russischen Militärführung aufzuräumen und meinte, er habe 25.000 Männer unter Befehl, die nun aufklären würden, warum solch eine Willkür im Land herrsche.
Nach den schweren Anschuldigungen leiteten russische Strafverfolgungsbehörden daraufhin Ermittlungen gegen Prigoschin wegen versuchten bewaffneten Aufstands ein. Dieser erklärte allerdings, seinen Kampf gegen den Machtapparat in Moskau fortsetzen zu wollen. In einer Sprachnachricht teilte er mit, er wolle in die Stadt Rostow am Don in der Grenzregion zur Ukraine einmarschieren. Dort befindet sich das Hauptquartier der russischen Armee für den Süden des Landes. Nach eigenen Angaben sollen seine Wagner-Söldner die Stadt bereits unter Kontrolle haben.
Seit Monaten spitzt sich ein Streit zwischen Wagner-Chef Prigoschin, eigentlich einem Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putin, und der russischen Militärführung zu. Wagner wirft dem Verteidigungsministerium schlechte Führung im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vor und hat vor allem Verteidigungsminister Sergej Schoigu wiederholt scharf kritisiert.
Quelle: ntv.de, ses/dpa