"Es geht nicht anders" Müller will harten Lockdown für Berlin
10.12.2020, 14:09 Uhr
Nach Sachsen könnte auch Berlin den harten Lockdown ausrufen. Mit klaren Worten äußert sich der Regierende Bürgermeister Müller dazu im Abgeordnetenhaus. Er kündigt an, den Einzelhandel bis auf Lebensmittelläden zu schließen.
Berlin plant deutliche Einschränkungen für den Einzelhandel und Schulen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Das kündigte der Regierende Bürgermeister Michael Müller im Berliner Abgeordnetenhaus an. "Wir werden den Einzelhandel herunterfahren müssen. Jenseits vom Lebensmitteleinzelhandel müssen alle anderen Shopping-Angebote geschlossen werden, und zwar bis zum 10. Januar, es geht nicht anders", sagte der SPD-Politiker in der Plenarsitzung. Ab wann das gelten soll, stehe noch nicht fest, möglich wäre aber ein Inkrafttreten der Maßnahmen noch vor Weihnachten.
Der teilweise Lockdown habe zwar geholfen, jedoch nicht die erhoffte Wirkung gezeigt, sagte Müller weiter. Das Personal in Krankenhäusern sei am Ende der Kräfte. "Wie viele Tote sind uns ein Shoppingerlebnis wert, wie viele ein Restaurantbesuch, wie viele Tote ein Kinobesuch?", fragte Müller. "Mir ist die Gesundheit der Berliner wichtiger als ein Restaurantbesuch." Die Maßnahmen sollen vom Berliner Senat am Dienstag beschlossen werden. "Wir werden das miteinander beraten. Ich denke, es ist ein gangbarer Weg."
Auch an den Schulen muss es aus Sicht des SPD-Politikers Konsequenzen geben: "Es gibt wahnsinnig viele Kontakte durch Schulgeschehen, durch den Unterricht. Und wir müssen Kontakte vermeiden", sagte Müller. "Aus diesem Grund komme ich zu dem Ergebnis, dass wir unsere Schulferien bis zum 10. Januar verlängern müssen beziehungsweise es auch eine Variante ist, die Ferien am 4. enden zu lassen, aber die Schülerinnen und Schüler dann in einer digitalen Form oder auf andere Weise zu unterrichten."
Forderungen nach Lockdown für ganz Deutschland mehren sich
In Berlin liegen die Infektionszahlen pro 100.000 Einwohner seit Wochen bei Werten um die 170 und damit über dem bundesdeutschen Durchschnitt von rund 150. Die höchsten Inzidenzen werden derzeit im sächsischen Landkreis Bautzen (530,4) und im bayerischen Kreis Regen (589) registriert.
Berlin ist das zweite Land, das so weitreichende Pläne ins Auge fasst. In Sachsen, zurzeit bundesweit das Land mit den höchsten Zahlen, sollen Schulen, Kitas, Horte und viele Geschäfte vom kommenden Montag an geschlossen werden. In Bayern gelten schon seit Mittwoch strengere Regeln wie Ausgangsbeschränkungen, Alkoholverbot in Innenstädten und Ausgangssperren in Hotspots.
Voraussichtlich am Wochenende wollen Bund und Länder über eine gemeinsame Linie beraten. Bundeskanzlerin Merkel hatte am Mittwoch im Bundestag ungewöhnlich eindringlich für ein Herunterfahren des öffentlichen Lebens geworben. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, forderte am Vormittag, dass die geplanten Lockerungen für die Weihnachtsfeiertage zurückgenommen werden.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa