Handlanger nahe Konzernzentrale? Mutmaßliche Rheinmetall-Attentäter waren bereits in EU eingereist
12.07.2024, 07:29 Uhr Artikel anhören
Westliche Nachrichtendienste beobachten in den vergangenen Monaten auffällige Reisen mutmaßlicher russischer Agenten - die offenbar den Rheinmetall-Chef im Visier haben. Zudem werden anscheinend Handlanger gesichtet, nicht nur in der Nähe der Konzernzentrale.
Die Gefahr für Rheinmetall-Chef Armin Papperger durch mögliche Attentatspläne war offenbar konkreter als bekannt, wie der "Spiegel" berichtet. Nach Informationen des Magazins aus Sicherheitskreisen beobachteten westliche Nachrichtendienste in den vergangenen Monaten auffällige Reisen mutmaßlicher Agenten. Die Männer sollen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion stammen, mindestens einer aus Russland. Teils seien sie bereits im Schengen-Raum gewesen, teils hätten Einreisen bevorgestanden.
Verdächtige seien sowohl in der Nähe der Rheinmetall-Zentrale als auch an Reisezielen von Papperger im Ausland festgestellt worden. Leitende Beamte mutmaßen, dass es sich um "Proxies" russischer Geheimdienste gehandelt haben könnte - also von Moskau angeheuerte Handlanger. Für Festnahmen hätten die Hinweise nach Recherchen des Magazins aber nicht gereicht. Wie ntv aus Sicherheitskreisen erfuhr, gab es Hinweise auf eine besondere Bedrohungslage.
CNN hatte am Donnerstag mögliche Anschlagspläne gegen Papperger publik gemacht. Die russische Regierung habe Anfang des Jahres ein Attentat auf den Chef des Rüstungskonzerns geplant, der Waffen und Militärfahrzeuge an die Ukraine liefert, berichtete der Sender unter Berufung auf fünf Behördenvertreter in den USA und Deutschland. Demnach zählt das Attentat zu einer Reihe von russischen Plänen zur Ermordung von Führungskräften der Rüstungsindustrie in ganz Europa. Der Plan zur Ermordung von Papperger sei der ausgereifteste gewesen. Dem Bericht zufolge informierten die USA die Regierung in Berlin, deutsche Geheimdienste seien dann in der Lage gewesen, das Komplott zu vereiteln.
Verteidigungspolitikerin: Putin sieht uns als Kriegspartei
Rheinmetall wollte die Informationen gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" nicht kommentieren. Papperger selbst geht nach eigenen Angaben davon aus, dass sich der Krieg in der Ukraine noch lange hinziehen kann. Der derzeitige Abnutzungskrieg schade den Russen zwar auch, sagte der Manager der Zeitung. "Aber dauern kann er noch ewig, Russland hat seine Industrie komplett auf Kriegswirtschaft umgestellt."
Papperger rechnet dadurch auch mit anhaltendem Wachstum für den Düsseldorfer Rüstungskonzern. In diesem Jahr soll der Umsatz um 40 Prozent zulegen. "Auch ich habe nicht erwartet, dass unser Unternehmen in dieser Größe wächst. Aber wir gehen davon aus, dass das Wachstum weiter über 20 Prozent liegen wird", sagte Papperger. Das bedeute angesichts einer Größe von zehn Milliarden Euro Umsatz in diesem Jahr, dass Rheinmetall jährlich um zwei Milliarden Euro wachse. "Vor zehn Jahren war das im Defence-Bereich unser Gesamtumsatz. Aber das ist nur machbar, weil wir früh investiert haben."
Politiker reagierten empört auf die angeblichen Mordpläne gegen den Konzernchef. Die Nachricht sei symptomatisch, "wie Russland ohne Rücksicht auf zivile Verluste vorgeht", sagte etwa CDU-Verteidigungsexpertin Serap Güler der "Bild"-Zeitung. "Dabei ist es egal, was wir für rote Linien ziehen, um keine Kriegspartei zu werden, Putin sieht uns offensichtlich schon als solche."
Quelle: ntv.de, chl