Politik

Terrorverdächtiger festgenommen Ermittler gehen nicht von Iran-Verbindung aus

Seit 2015 halten sich zwei aus dem Iran stammende Brüder in Deutschland auf. Einer von ihnen wird nun verdächtigt, einen Terroranschlag in der Bundesrepublik geplant zu haben. Einen staatlichen Auftrag aus seiner Heimat soll er dabei nicht gehabt haben.

Der im Ruhrgebiet festgenommene mutmaßliche Islamist soll nicht im Auftrag staatlicher iranischer Behörden gehandelt haben. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf Sicherheitskreise. Vielmehr wird vermutet, dass er Anhänger einer sunnitischen islamistischen Terrorgruppe ist. Sein Bruder, der sich bei dem Zugriff der Polizei zufällig in der Wohnung des 32-Jährigen in Castrop-Rauxel aufhielt, war der Polizei zwar zuvor bekannt, allerdings aus Gründen, die nicht mit islamistischem Terror zusammenhängen. Ob er in die mutmaßlichen Anschlagspläne eingeweiht war, steht noch nicht fest. Die Männer sollen sich beide seit 2015 in Deutschland aufhalten.

Anti-Terror-Ermittler durchsuchten in der Nacht die Wohnung des 32-Jährigen. Der Mann sei verdächtig, sich für eine Tat die Giftstoffe Cyanid und Rizin besorgt zu haben, teilten die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf, die Polizei Recklinghausen und die Polizei Münster mit.

Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, hatte im Dezember gesagt, die vom Iran betriebene "Ausforschung von jüdischen Einrichtungen oder von Zielen, die mit dem Staat Israel in Verbindung zu bringen sind" habe sich verstärkt. Haldenwang sagte damals: "Wir müssen davon ausgehen, dass dies geschieht, um zu einem bestimmten Zeitpunkt Maßnahmen gegen diese Ziele vornehmen zu können."

Gleichzeitig wies er auf die weiterhin hohe Gefahr islamistischer Anschläge, insbesondere durch selbstradikalisierte Einzeltäter, hin. Im Iran ist der schiitische Islam Staatsreligion. Zu den religiösen Minderheiten in der Islamischen Republik gehören sunnitische Muslime und Christen.

Experte Neumann: "Man sollte auf keinem Auge blind sein"

Der Terrorismusexperte Peter Neumann sieht den offenbar im Ruhrgebiet geplanten Anschlag als Beleg dafür, dass die islamistische Bedrohung in Deutschland nach wie vor besteht. "Diese Bedrohung ist geringer als vor sechs oder sieben Jahren, aber sie existiert nach wie vor. Das darf man nicht vergessen", sagte der Professor am King's College in London bei der Klausur der CSU-Bundestagsabgeordneten im bayerischen Kloster Seeon. Man sehe an diesem Fall, "dass die terroristische Bedrohung allgegenwärtig ist", sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. Es müssten immer wieder alle Maßnahmen ergriffen werden, um dagegen anzukämpfen.

Neumann sagte, man müsse damit aufhören, verschiedene extremistische Bedrohungen gegeneinander auszuspielen. "Ein großer, erwachsener und reicher Staat wie die Bundesrepublik Deutschland sollte in der Lage sein, mehrere extremistische Bedrohungen gleichzeitig zu bekämpfen. Und das bedeutet, dass man natürlich auf keinem Auge blind sein sollte."

Mehr zum Thema

Der Sicherheitsexperte wies darauf hin, dass bei fast jedem aufgedeckten Terrorplan der vergangenen Jahre der entscheidende Hinweis von US-Geheimdiensten gekommen sei. Deutschland sei auch bei der Terrorismusbekämpfung im Inneren nach wie vor sehr abhängig von Amerikas Geheimdiensten. "Eigentlich sollte das die Konsequenz haben, dass man hier in Deutschland selbst versucht, solche Fähigkeiten aufzubauen, um diese Abhängigkeit zu verringern."

Wie die dpa am Nachmittag berichtete, kam der Hinweis zum 32-jährigen Verdächtigen aus Castrop-Rauxel tatsächlich von einer US-amerikanischen Sicherheitsbehörde, wie ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf sagte. Einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge, handelte es sich dabei um das FBI.

Quelle: ntv.de, fzö/dpa

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen