"Priorität" des Westens NATO pocht auf weitere Evakuierungen
26.08.2021, 21:53 Uhr
Tausende Menschen hoffen auf einen Platz in den letzten Evakuierungsmaschinen, als es am Kabuler Flughafen zu Explosionen kommt. Die Hilfsmaßnahmen müssen weitergehen, fordert die NATO. EU-Ratspräsident Michel warnt davor, den Terrorismus in Afghanistan um sich greifen zu lassen.
Nach den Anschlägen am Flughafen Kabul haben die NATO und die Europäische Union die Fortsetzung der Evakuierungen aus Kabul gefordert. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte auf Twitter, er verurteile den "furchtbaren terroristischen Anschlag". Zugleich betonte er, die "Priorität" der westlichen Allianz liege darin, "so viele Menschen wie möglich so schnell wie möglich in eine sichere Umgebung" zu bringen.
EU-Ratspräsident Charles Michel zeigte sich "extrem besorgt", forderte aber ebenfalls, die Evakuierungen fortzusetzen. Einen gesicherten Zugang zum Flughafen zu gewährleisten, sei von lebenswichtiger Bedeutung, erklärte Michel. Die derzeitige Lage dürfe nicht dazu führen, dass der "Terrorismus" in Afghanistan wieder um sich greife.
Am Donnerstagabend waren mindestens zwei Anschläge vor dem Flughafen der afghanischen Hauptstadt verübt worden, wo Tausende Menschen auf einen Platz in einem der letzten westlichen Evakuierungsflugzeuge warteten. Dabei wurden nach Angaben eines Taliban-Sprechers bis zu 20 Menschen getötet und 52 verletzt. Die BBC berichtete von 60 Toten und 140 Verletzten. Laut Pentagon starben bei den Anschlägen zwölf US-Soldaten, 15 wurden verletzt.
Die EU hatte die USA am Dienstag aufgerufen, den Flughafen Kabul so lange wie erforderlich abzusichern, um möglichst viele Menschen in Sicherheit bringen zu können. Aber die US-Regierung lehnte es ab, den Rückzug der eigenen Truppen über den 31. August hinaus zu verschieben.
UN-Generalsekretär lädt zu Krisensitzung ein
Angesichts der chaotischen Situation und der angespannten Sicherheitslage UN-Generalsekretär António Guterres die Vetomächte zu einem Krisentreffen eingeladen. Diplomatenkreisen zufolge sollen die Botschafter der USA, Chinas, Russlands, Großbritanniens und Frankreichs am Montag in New York mit dem UN-Chef zusammenkommen, um sich über die Lage auszutauschen.
"Wir gehen davon aus, dass er (Guterres) sich auf die Notwendigkeit konzentrieren wird, dass die internationale Gemeinschaft zusammenkommt und mit einer Stimme spricht", sagte ein Diplomat eines der eingeladenen Länder. Thematisch werde es vermutlich um die Notwendigkeit einer integrativen Regierung in Afghanistan und die Herausforderung rund um die Koordination humanitärer Hilfe gehen sowie um die Bekämpfung des Terrors.
Guterres hatte den Anschlag zuvor über seinen Sprecher Stephane Dujarric scharf verurteilt und als "abscheulich" bezeichnet: "Dieser Vorfall unterstreicht die Unbeständigkeit der Lage vor Ort in Afghanistan, stärkt aber auch unsere Entschlossenheit, während wir weiterhin dringende Hilfe im ganzen Land leisten."
Quelle: ntv.de, chf/dpa/AFP