Politik

Vor dem Parteitag Nahles glaubt an sich - Deutsche skeptisch

Am Sonntag wählt die SPD eine neue Parteichefin. Andrea Nahles ist die absolute Favoritin für das Amt. Die Fraktionsvorsitzende zeigt sich optimistisch: "Ich glaube, ich kann das." Doch laut einer Umfrage ist fast jeder zweite Deutsche skeptisch, ob sie dafür geeignet ist.

Die designierte SPD-Vorsitzende Andrea Nahles will durch neue Akzente und ein klares Profil die Sozialdemokraten wieder aus ihrem tiefen Tal herausführen. "Das ist für mich eine ehrlich empfundene Ehre", sagte Nahles mit Blick auf die Aussicht, die erste Frau an der Spitze in knapp 155 Jahren Parteigeschichte zu werden. "Ich glaube, ich kann das, und ich kann das auch im Team mit anderen zu was Gutem machen."

In der internationalen Politik will sie die Rolle der SPD als Friedenspartei stärken - und fordert wie auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mehr Dialog mit Russland, um zum Beispiel die Eskalation in Syrien zu überwinden. "Es geht darum, Europa zusammenzuhalten und dialog- und sprachfähig zu bleiben (...) zu denen, mit denen wir durchaus Kritisches zu bereden haben", betonte Nahles. "Für mich gehört Russland dazu."

Kurz vor der geplanten Wahl von Andrea Nahles zur neuen SPD-Vorsitzenden ist allerdings fast jeder zweite Deutsche (47 Prozent) skeptisch, ob sie geeignet ist, die SPD zu einen und nach vorn zu bringen. Das geht aus dem "ARD-DeutschlandTrend" hervor. Nur knapp jeder Dritte (31 Prozent) traut ihr demnach zu, die SPD wieder zu stärken. Optimistischer sind die SPD-Anhänger, von denen jeder zweite denkt, dass Nahles in der Lage ist, die Partei aus der aktuell schwierigen Situation herauszuführen. Im Vergleich zum Februar 2018 hat sich die Stimmung damit kaum verändert.

"Haste dir das auch gut überlegt?"

Die SPD war bei der Bundestagswahl auf 20,5 Prozent abgestürzt und wollte zunächst in die Opposition gehen. Nach dem Scheitern der Jamaika-Gespräche von Union, FDP und Grünen kam es dann doch zu einer weiteren großen Koalition. Der intern unter Beschuss geratene Vorsitzende Martin Schulz gab das Amt ab, SPD-Vize Olaf Scholz übernahm kommissarisch.

Am Sonntag tritt Nahles in Wiesbaden bei einem Sonderparteitag gegen Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange an. Die 47 Jahre alte Nahles gilt als klare Favoritin. Durch die harten Debatten um die große Koalition gibt es erhebliche Differenzen. Nahles hat parallel zur Regierungsarbeit einen Erneuerungsprozess angekündigt. Es könne schon passieren, dass sie morgens aufwache und sich frage: "Oh, haste dir das auch gut überlegt?", sagte Nahles. Gerade in Ostdeutschland gebe es viel zu tun - hier liegt die Partei in vielen Regionen weit hinter der AfD. Sichere Arbeit, gute Bezahlung und vernünftige Löhne stünden ganz oben auf der Agenda. Es gehe um neues Vertrauen, mehr Bürgerdialog, um neue Konzepte angesichts der Umwälzungen durch die Digitalisierung in der Arbeitswelt. Die SPD müsse zeigen: "Wir sind die Kraft der Zukunft und des Fortschritts."

Quelle: ntv.de, uzh/dpa/rts

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