Russische Polizei greift durch Nawalnys Frau wird auf Demo festgenommen
23.01.2021, 15:04 Uhr
Neben der Frau des vergifteten Kremlkritikers Nawalny wurden Hunderte weitere Demonstranten festgenommen.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Direkt nach seiner Rückkehr nach Russland wird der Oppositionelle Nawalny festgenommen und inhaftiert. Dennoch fordert er Putin weiter heraus, direkter als je zuvor - mit Protestaufrufen und einem Enthüllungsvideo. Der Kreml reagiert dementsprechend entschieden.
Die Frau des inhaftierten Kremlkritikers Alexej Nawalny ist bei Protesten für dessen Freilassung in der russischen Hauptstadt Moskau festgenommen worden. Julia Nawalnaja postete am Nachmittag auf Instagram ein Foto aus einem Gefangenentransporter. "Entschuldigt die schlechte Qualität", lautete die ironische Bildunterschrift. Das Licht im Polizeiwagen sei sehr schlecht.
Zuvor hatte Nawalnys Team ein Foto von Nawalnys Mutter veröffentlicht, die ebenfalls zur Demo gekommen war. Nawalny drohen mehrere Strafverfahren und viele Jahre Gefängnis. Der 44-Jährige hatte zu landesweiten Protesten aufgerufen, nachdem er am vergangenen Sonntag unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Deutschland festgenommen worden war.
Nawalny sitzt nun im berüchtigten Hochsicherheitsgefängnis Matrosskaja Tischina, in dem bereits mehrere Oppositionelle zu Tode kamen. Der Oppositionspolitiker ist aktuell zunächst für 30 Tage inhaftiert, weil er gegen Meldeauflagen in einem früheren Strafverfahren verstoßen haben soll - während er sich in Deutschland von einem Giftanschlag mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok erholte. Nawalny macht den Kreml für den Mordanschlag verantwortlich, was die Führung in Moskau zurückweist.
Proteste auch in Estland
Die Wut der Demonstranten richtet sich auch gezielt gegen Wladimir Putin, dem Kritiker einen zunehmend autoritären Führungsstil und Korruption vorwerfen. Ein kürzlich veröffentlichtes Enthüllungsvideo von Nawalnys Team soll beweisen, dass der Präsident sich aus Schmiergeldern ein "Zarenreich" am Schwarzen Meer bauen ließ. Der Kreml bezeichnet die Vorwürfe in dem mehr als 68 Millionen Mal angeklickten Film als "Unsinn" und "Lüge".
Insgesamt hatten Nawalnys Anhänger landesweit in mehr als 90 Städten zu Protesten aufgerufen. Die Bürgerrechtsorganisation OWD zählte bis zum Nachmittag landesweit 863 Festnahmen. Die russischen Behörden drohen mit hohen Strafen für die Teilnahme an den nicht genehmigten Kundgebungen. In den vergangenen Tagen waren bereits zahlreiche Mitstreiter des Oppositionspolitikers festgenommen worden.
Auch in Estland protestierten mehrere Hundert Menschen für die Freilassung Nawalnys. Bei Kundgebungen in der Hauptstadt Tallinn und der estnisch-russischen Grenzstadt Narva brachten die Teilnehmer mit Schildern und Sprechchören ihre Solidarität und Unterstützung für den russischen Oppositionellen zum Ausdruck. Dies berichtete der estnische Rundfunk. In dem baltischen EU-Staat im Nordosten Europas lebt eine große russische Minderheit.
"Navalny verkörpert absoluten Mut und stellt den einzelnen Bürger vor der Stärke des Machtapparats wieder her. Er verdient Respekt und Unterstützung", sagte Sergei Metlev, einer der Organisatoren der Kundgebung in Tallinn, der Agentur BNS. "Es ist uns nicht egal, dass die Behörden in unserem Nachbarland so brutal Menschenleben missachten."
Quelle: ntv.de, lwe/dpa/AFP