Blauhelme sollen Land verlassen Netanjahu: Hisbollah nutzt Unifil-Stellungen als Deckung
15.10.2024, 03:19 Uhr Artikel anhören
10.000 UN-Soldaten sind im Grenzgebiet zwischen dem Libanon und Israel im Einsatz.
(Foto: dpa)
Bei den Kämpfen zwischen dem israelischen Militär und der Hisbollah-Miliz geraten immer wieder auch UN-Blauhelmsoldaten unter Feuer. Israels Ministerpräsident Netanjahu fordert einen vorübergehenden Rückzug der Friedenstruppen.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat seine Forderung an die UN-Friedensmission Unifil unterstrichen, das Gebiet vorübergehend zu verlassen, in dem das israelische Militär gegen die Schiitenmiliz Hisbollah vorgeht. Die Blauhelmsoldaten der Mission patrouillieren seit fast 50 Jahren im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon.
Mindestens fünf Unifil-Mitarbeiter sind seit Beginn der israelischen Bodenoperationen im Libanon vor zwei Wochen verletzt worden. "Die Hisbollah nutzt Unifil-Einrichtungen und Positionen als Deckung, während sie israelische Städte und Gemeinden angreift", sagte Netanjahu. Israel bedauere jeden Schaden, der dem Unifil-Personal zugefügt worden sei. Die Friedenstruppe müsse das Gebiet aber vorübergehend verlassen.
Unifil kündigte an, der israelischen Forderung nicht nachzukommen. "Es wurde die Entscheidung gefällt, dass Unifil derzeit alle ihre Stellungen hält, obwohl sie von den israelischen Streitkräften zum Abzug aus ihren Positionen nahe der Grenze aufgefordert wurde", sagte Chef der UN-Friedensmissionen, Jean-Pierre Lacroix.
Weltsicherheitsrat appelliert an "alle Parteien"
Der Weltsicherheitsrat äußerte sich besorgt über die Sicherheit der Blauhelmsoldaten. "Wir rufen alle Parteien dazu auf, die Sicherheit des Personals und der Einrichtungen von Unifil zu respektieren", sagte die Schweizer UN-Botschafterin Pascale Baeriswyl als amtierende Präsidentin des Sicherheitsrats im Namen aller 15 Mitglieder. "Wir erinnern daran, dass UN-Friedenssoldaten und UN-Liegenschaften niemals Ziel von Angriffen werden dürfen."
Am Sonntag hatte die UN-Mission der israelischen Armee vorgeworfen, mit Panzern in eine Stellung der Blauhelmsoldaten im Südlibanon eingedrungen zu sein. Der israelischen Armee erklärte später, nach bisherigen Erkenntnissen habe einer ihrer Panzer versucht, verwundete Soldaten zu evakuieren, während er unter Beschuss gewesen sei. Dabei habe er sich "um mehrere Meter" in einen Unifil-Stützpunkt zurückgezogen.
Die Unifil-Friedenstruppe ist seit 1978 im Libanon stationiert, sie umfasst mehr als 10.000 Soldaten und Zivilkräfte. Seit der nach dem Libanon-Krieg von 2006 vom UN-Sicherheitsrat verabschiedeten Resolution 1701 wurden die Aufgaben der Blauhelmtruppe deutlich erweitert. Die Resolution sieht unter anderem vor, dass lediglich Truppen der Unifil und der libanesischen Armee im Grenzgebiet zu Israel eingesetzt werden sollten. Die Hisbollah blieb ungeachtet dessen dort.
Quelle: ntv.de, ino/AFP/AP/dpa