Von Trumps Reaktion überrascht Netanjahu: Israel bereitet sich auf Freilassung der Geiseln vor
04.10.2025, 04:41 Uhr Artikel anhören
Netanjahus Mitteilung enthält keinen Hinweis auf Trumps Aufforderung an Israel, die Angriffe im Gazastreifen unverzüglich einzustellen.
(Foto: Kay Nietfeld/dpa)
Es kommt selten vor, dass sich das Büro von Netanjahu am jüdischen Ruhetag Sabbat äußert. Nun veröffentlicht es eine Stellungnahme zum Gaza-Deal. Medienberichten zufolge war der Premier überrascht von Trumps Reaktion auf die Antwort der Hamas.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat nach der Zustimmung der Terrororganisation Hamas zu Teilen des Friedensplans von US-Präsident Donald Trump reagiert. Sein Büro teilte in der Nacht mit: "Angesichts der Reaktion der Hamas bereitet Israel die sofortige Umsetzung der ersten Phase von Trumps Plan zur unverzüglichen Freilassung aller Geiseln vor." Israel werde weiter eng mit dem Präsidenten und seinem Team zusammenarbeiten, "um den Krieg gemäß den von Israel festgelegten Grundsätzen zu beenden, die mit der Vision von Präsident Trump im Einklang stehen".
Netanjahu wurde israelischen Medienberichten zufolge von Trumps Reaktion überrascht. Er habe während einer internen Beratung über die Erklärung der Hamas vor der Ankündigung des US-Präsidenten die Ansicht geäußert, dass die Antwort der Hamas effektiv eine Ablehnung von Trumps Plänen bedeute.
Netanjahus Mitteilung enthält keinen Hinweis auf Trumps Aufforderung an Israel, die Angriffe im Gazastreifen unverzüglich einzustellen. Das hatte Trump als notwendig bezeichnet, um eine sichere und rasche Freilassung der Geiseln zu gewährleisten. Wie "Times of Israel" mit Bezug auf den Sender "Army Radio" meldet, haben die Truppen den Befehl bekommen, "Operationen auf ein Minimum" zu reduzieren. Truppen vor Ort sollen ausschließlich Verteidigungsmanöver durchführen. Der Befehl wurde demnach nach nächtlichen Gesprächen zwischen israelischen und US-amerikanischen Vertretern erteilt.
"Gemäß den Befehlen der politischen Führung wies der Generalstabschef (Ejal Zamir) an, die Vorbereitungen für die Umsetzung der ersten Phase von Trumps Plans zur Befreiung der Geiseln voranzutreiben", teilte die Armee in der Nacht auf der Plattform X mit - ohne näher auf den Inhalt des Befehls einzugehen oder zu erläutern, was die Umsetzung der ersten Phase von Trumps Plan konkret bedeutet. In der Mitteilung heißt es, dass die Sicherheit der Streitkräfte oberste Priorität habe. Israels Generalstabschef Zamir habe sich mit ranghohen Generälen zu einer "besonderen Lagebeurteilung angesichts der Entwicklungen" getroffen. Zamir habe darauf hingewiesen, dass die Streitkräfte angesichts der operativen Sensibilität eine erhöhte Bereitschaft und Wachsamkeit zeigen müssten.
Trump hatte den Plan für ein Ende des Gaza-Kriegs am Montag während eines Treffens mit Netanjahu in Washington vorgestellt. Die USA vermitteln in dem Konflikt. Netanjahu hatte dem Plan bei seinem Besuch zugestimmt. Auch international war er auf positive Reaktionen gestoßen.
In dem Plan hieß es, wenn ihm beide Seiten zustimmen würden, werde der Krieg sofort enden. Israelische Streitkräfte würden sich auf eine vereinbarte Linie zurückziehen, um eine Geiselfreilassung vorzubereiten. Während dieser Zeit würden alle militärischen Operationen ausgesetzt und die Frontverläufe blieben eingefroren, bis die Bedingungen für den vollständigen, schrittweisen Rückzug erfüllt seien.
Innerhalb von 72 Stunden nach Israels öffentlicher Zustimmung zu diesem Abkommen würden alle Geiseln, lebend und gestorben, zurückgegeben, hieß es weiter. Sobald alle Geiseln freigelassen seien, werde Israel 250 Gefangene mit lebenslangen Strafen sowie 1700 Gaza-Bewohner freilassen, die nach dem 7. Oktober 2023 festgenommen wurden.
Von der Hamas hieß es in ihrer am Abend veröffentlichten Antwort, sie sei grundsätzlich bereit, alle lebenden und toten Geiseln freizulassen. Voraussetzung sei die im Friedensplan vorgesehene Entlassung von palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen. Es ist ungewöhnlich, dass Netanjahus Büro während des jüdischen Ruhetags Sabbat, der von Freitagabend bis Samstagabend dauert, eine Erklärung abgibt.
Quelle: ntv.de, toh/dpa