Politik

Johnson: Schlussstrich ziehen Nordiren empört über geplante Amnestie

Der Bürgerkrieg in Nordirland ist an vielen Mauern und Fassaden kunstvoll dokumentiert worden.

Der Bürgerkrieg in Nordirland ist an vielen Mauern und Fassaden kunstvoll dokumentiert worden.

(Foto: picture alliance / imageBROKER)

Der Konflikt in Nordirland bestimmt das Leben der Menschen über Jahrzehnte - viele Familien beklagen Tote und Verletzte. Daher ist die Empörung nun groß über die Entscheidung des britischen Premiers Johnson, vielen mutmaßlichen Tätern Amnestie zu gewähren.

Empört haben Hinterbliebene von Opfern des Bürgerkriegs sowie politische Parteien in Nordirland auf eine Amnestie-Regelung der britischen Regierung für mutmaßliche Täter reagiert. Die Regierung will mit dem historischen Schritt die strafrechtliche Verfolgung früherer Soldaten für mögliche Verbrechen während des jahrzehntelangen Bürgerkriegs in der britischen Provinz beenden. Es gehe darum, endlich einen Schlussstrich zu ziehen, sagte Premierminister Boris Johnson im Parlament in London. Allerdings käme die Regelung auch Paramilitärs wie Ex-Mitgliedern der Terrororganisation IRA zugute, wie britische Medien berichteten.

Die fünf wichtigsten Parteien in Nordirland - sowohl Anhänger der Union mit Großbritannien als auch Unterstützer einer Wiedervereinigung mit dem EU-Mitglied Republik Irland - sowie die irische Regierung und Opferorganisationen sind alle gegen den Schritt. "Opfer und Überlebende sollten nicht derart behandelt werden", teilte die Organisation Wave mit, die mit Hinterbliebenen arbeitet. Wenn es der britischen Regierung ernst sei mit der Aufarbeitung, müsse sie mit den Betroffenen sprechen.

Bombenanschläge und Ballymurphy-Massaker

Den Medienberichten zufolge würden etwa die Bombenanschläge in zwei Pubs im englischen Birmingham 1974 mit 21 Toten und zahlreichen Verletzten, die der IRA zugeschrieben werden, sowie das sogenannte Ballymurphy-Massaker 1971, als britische Fallschirmjäger zehn unbewaffnete Zivilisten erschossen, nicht mehr untersucht. Zuletzt waren bereits zwei Anklagen gegen britische Sicherheitskräfte aus verfahrensrechtlichen Gründen nicht weitergeführt worden.

Beim Bürgerkrieg in Nordirland standen sich militante, meist katholische Republikaner und britische Sicherheitskräfte, aber teils auch unionistische, vorwiegend protestantische Paramilitärs gegenüber. Zwischen dem Beginn der 1970er Jahre und dem Abschluss des Karfreitagsabkommens 1998 kamen dabei insgesamt etwa 3500 Menschen ums Leben, Zehntausende wurden verletzt.

Quelle: ntv.de, als/dpa

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