Politik

Hat Kim Interkontinentalrakete? Nordkorea testet Rakete mit langer Flugzeit

Die Raketentests Nordkoreas häufen sich in den vergangenen Monaten.

Die Raketentests Nordkoreas häufen sich in den vergangenen Monaten.

(Foto: AP)

Erneut provoziert Nordkorea mit einem neuen Raketentest. Doch dieses Mal bleibt das Geschoss ungewöhnlich lange in der Luft. Südkoreas Behörden haben einen brisanten Verdacht.

Nordkorea hat nach südkoreanischen Angaben erneut eine Rakete getestet. Das kommunistische Land habe eine "nicht identifizierte ballistische Rakete" von einem Stützpunkt bei Panghyon in der westlichen Provinz Nord Phyongan abgefeuert, die anschließend ins Meer gestürzt sei, teilten die südkoreanischen Streitkräfte mit.

Die nun getestete Rakete hatte eine ungewöhnlich große Reichweite. Nach Angaben des japanischen Verteidigungsministeriums flog sie 900 Kilometer und "etwa 40 Minuten", bevor sie in Japans exklusiver Wirtschaftszone im Meer landete. Die Rakete überschritt demnach "bei Weitem" eine Flughöhe von 2500 Kilometern. Nach Einschätzung von Experten erreichte sie damit theoretisch die Höhe einer Interkontinentalrakete. Pjöngjang arbeitet nach eigenen Angaben an der Entwicklung von Langstreckenraketen, mit denen atomare Sprengköpfe bis in die USA getragen werden sollen.

Auch die Regierung in Seoul mutmaßt, ob es sich bei dem Geschoss um eine Interkontinental-Rakete (ICBM) gehandelt haben könne. Das Militär überprüfe dies gegenwärtig, sagte Südkoreas Präsident Moon Jae In vor einem Treffen des Nationalen Sicherheitsrates im Blauen Haus. Die nordkoreanische Führung hat indes eine "wichtige Erklärung" angekündigt. Sie werde für 08.30 Uhr (MESZ) erwartet, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap.

Das US-Pazifikkommando erklärte, das Verhalten Nordkoreas werde weiter genau beobachtet. Der neuerliche Raketentest fällt mit dem Unabhängigkeitstag der USA am 4. Juli zusammen. Shea Cotton vom James Martin Zentrum für Studien zur Nichtverbreitung von Atomwaffen, sagte, Pjöngjang habe das Datum für den Test bewusst gewählt. "Ich vermute irgendwie, dass sie genau deshalb heute etwas Feuerwerk abgebrannt haben", sagte Cotton.

"Hat der Typ nichts besseres zu tun?"

US-Präsident Donald Trump reagierte auf Twitter mit den Worten: "Hat der Typ nichts besseres zu tun? Schwer zu glauben, dass sich Japan und Südkorea das länger mit ansehen. Hoffentlich wird China mit einer entschlossenen Reaktion den Nonsens beenden", schrieb er.

Das kommunistische Land hatte die internationale Gemeinschaft zuletzt mehrfach mit Raketentests provoziert. Pjöngjang verstößt damit gegen Sanktionen des UN-Sicherheitsrats. Anfang Juni hatte das höchste UN-Gremium die Strafmaßnahmen gegen den isolierten Staat ausgeweitet. Zuletzt hatte Trump mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und dem japanischen Regierungschef Shinzo Abe telefonisch über das nordkoreanische Atomprogramm gesprochen.

Trump hatte bereits Ende Juni gesagt, die Geduld mit Pjöngjang "ist am Ende". Bei einem Besuch des neuen südkoreanischen Staatschefs Moon Jae In verzichtete er jedoch auf explizite Drohungen mit einem Militärangriff und stellte stattdessen verschärfte diplomatische und militärische Druckmittel in Aussicht. Die nordkoreanische "Bedrohung" verlange nach einer "entschiedenen Antwort", sagte Trump. Die USA bereiteten deshalb zusammen mit Südkorea, Japan und anderen Verbündeten neue Sanktionen vor. Moon tritt im Gegensatz zur südkoreanischen Vorgängerregierung für einen Dialogprozess mit Nordkorea ein.

Die Spannungen zwischen Washington und Pjöngjang wurden zudem zuletzt durch den Tod des US-Studenten Otto Warmbier weiter verschärft. Der 22-jährige Student fiel in nordkoreanischer Haft ins Koma und starb kurz nach seiner Rückkehr in die USA.

Seit 2006 nahm Nordkorea nach eigenen Angaben fünf Atomwaffentests vor, davon zwei im vergangenen Jahr. Zugleich arbeitet die Führung in Pjöngjang an der Entwicklung von Langstreckenraketen, mit denen atomare Sprengköpfe bis in die USA getragen werden könnten.

Quelle: ntv.de, bad/bdk/dpa/AFP/rts

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