Politik

Putins Teilmobilisierung Ökonom warnt vor "demografischer Katastrophe" in Russland

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Russische Rekruten auf dem Weg in den Einsatz. Putin hatte Ende September die Einberufung von 300.000 Reservisten verkündet.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Die Mobilmachung von Präsident Putin könnte weitreichende Folgen für das Land haben. Da Russland bereits mit einer immer älter werdenden Gesellschaft zu kämpfen habe, könnte der Verlust vieler Rekruten dafür sorgen, dass die Bevölkerung in einigen Gebieten dramatisch schrumpft, warnt nun ein Topökonom.

Russland wird nach Ansicht des Ökonomen Oleg Itskhoki über Jahre an den Folgen der von Wladimir Putin angeordneten Teilmobilisierung leiden. Das Land bewege sich auf eine "demografische Katastrophe von nationaler Tragweite" zu. Eingezogen würden vor allem Männer im Alter zwischen 20 und 35 Jahren. "Das ist eine Generation, die ohnehin schon eher klein ist", sagt Itskhoki im Interview mit dem "Spiegel".

Sie umfasse wegen des Einbruchs der Geburten Anfang der Neunzigerjahre schon jetzt nur halb so viele Männer wie die nächsthöhere Alterskohorte. In einigen besonders stark von Mobilisierung und Flucht betroffenen Regionen könnte die Bevölkerung in dieser Altersklasse um bis zu zehn Prozent schrumpfen, warnt der Ökonom.

Für die Eingezogenen bestehe eine große Wahrscheinlichkeit, nicht unversehrt aus dem Einsatz zurückzukehren. Itshoki schätzt die Wahrscheinlichkeit für Verwundung und Tod auf 60 bis 70 Prozent, ausgehend von den bisher beobachteten Verlusten von Rekruten aus den von Russland gesteuerten sogenannten "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk.

Putin will Verlust mit Einberufungen kompensieren

Putin hatte Ende September die Einberufung von 300.000 Reservisten verkündet. Damit soll die Armee nach Verlusten im Angriffskrieg gegen die Ukraine wieder aufgestockt werden. Hunderttausende Russen sind nach der Ankündigung geflohen.

Itskhoki erwartet laut Bericht zudem zwei Gewaltwellen in Russland. Die erste werde unmittelbar mit "der Rückkehr der Kämpfer aus dem Kriegsgebiet zusammenhängen". Die zweite werde das Land mit großer Verzögerung treffen. Sie hänge zusammen "mit den Waisenkindern, die ohne Väter aufwachsen müssen".

Oleg Itskhoki, geboren und aufgewachsen in Moskau, ist Professor für Wirtschaftswissenschaften an der University of California. Der 39-Jährige wurde jüngst mit der Clark-Medaille ausgezeichnet, die von der angesehenen American Economist Association an herausragende Ökonomen im Alter unter 40 Jahren verliehen wird.

Quelle: ntv.de, hek

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