Bergung im Roten Meer gelungen Öl von schrottreifem Tanker abgepumpt
11.08.2023, 18:55 Uhr Artikel anhören
Die gesamte Aktion inklusive Verschrottung der 350 Meter langen "Safer" kostet etwa 143 Millionen Dollar.
(Foto: IMAGO/Xinhua)
Seine explosive Ladung hat den Tanker "FSO Safer" zu einer tickenden Zeitbombe gemacht. Wäre das Öl ausgelaufen, hätte das eine verheerende Umweltkatastrophe zur Konsequenz gehabt - die konnte jetzt verhindert werden.
Im Roten Meer ist unter Leitung der Vereinten Nationen eine beispiellose Umweltkatastrophe abgewendet worden. Mit einem hochgefährlichen Einsatz ist es gelungen, von dem schrottreifen Tanker "FSO Safer" die gesamte Ladung von mehr als einer Million Barrel Öl abzupumpen, wie das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) mitteilte.
Das 47 Jahre alte Schiff liegt vor der Küste des Bürgerkriegslandes Jemen. Es wurde seit Jahren nicht mehr gewartet. Es drohte auseinanderzubrechen oder zu explodieren. "Wir haben eine tickende Zeitbombe entschärft", sagte UNDP-Chef Achim Steiner. Trotz Etappensieg braucht das UNDP dringend Geld für eine saubere Verschrottung des Tankers. Steiner kritisiert die bislang wenig spendable Öl- und Gasindustrie scharf. "Dass Öl- und Gasgesellschaften, die ein Rekordjahr mit Gewinnen in Milliardenhöhe hinter sich haben, sich nicht in der Lage sehen, sich zu beteiligen, ist peinlich und schwer nachzuvollziehen", sagte Steiner. Er habe die Chefs von mehreren Firmen nun angeschrieben und um Unterstützung gebeten. Das UNDP habe schon Vorschüsse leisten müssen und dafür Geld aus Töpfen nehmen müssen, das nun nicht mehr für humanitäre Projekte zur Verfügung stehe.
Die gesamte Aktion inklusive Verschrottung der 350 Meter langen "Safer" kostet etwa 143 Millionen Dollar (rund 130 Millionen Euro). Dem UNDP fehlen rund 20 Millionen Dollar. Deutschland gehört mit gut zwölf Millionen Dollar zu den größten Spendern für die Aktion. "Mit dem Abschluss des Umpumpens ist eine der größten drohenden ökologischen Katastrophen vermieden worden", sagte Steiner.
Ein Unglück auf der "Safer" hätte jahrzehntelange Folgen gehabt. Das Schiff wäre zu einem Symbol für verheerende Umweltschäden geworden, wie einst die "Exxon Valdez". Der Tanker war 1989 vor Alaska auf Grund gelaufen. Die daraus resultierende Ölpest gilt bis heute als größte Umweltkatastrophe der internationalen Schifffahrt. "Durch das, was wir in den letzten Wochen geschafft haben, wird sich in einigen Monaten Gott sei Dank niemand mehr an den Namen "Safer" erinnern."
Yemen" bleibt in jemenitischen Gewässern
Das Öl befindet sich nun auf dem Tanker "Yemen" (nach der englischen Schreibweise des Bürgerkriegslandes). Das UNDP hatte ihn eigens für die Aktion gekauft. Auf der "Safer" müssen jetzt mit Meerwasser die Tanks gesäubert werden. Das Wasser wird auch auf der "Yemen" gelagert. Verträge darüber, wo die "Safer" anschließend verschrottet wird, stehen nach Angaben Steiners kurz vor dem Abschluss. Die "Yemen" bleibt in jemenitischen Gewässern. Beide Seiten des Konflikts hätten im Prinzip zugestimmt, dass das Öl verkauft wird und der Erlös den Menschen zugutekommt, so das UNDP.
Die Situation im Land gilt als eine der größten humanitären Katastrophen der Welt. Der Bürgerkrieg begann 2014, als Huthi-Rebellen große Teile des Landes überrannten. Er ist bis heute ungelöst. Mehr als drei Viertel der gut 30 Millionen Einwohner sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Vorstellbar wäre aus UN-Sicht, dass der Erlös aus dem Verkauf des Öls in einen Sonderfonds unter UN-Aufsicht fließt. Der Fonds könnte das Geld nach vorher von allen Seiten vereinbarten Prinzipien verteilen. Verhandlungen über die Modalitäten des Ölverkaufs stehen noch aus. Das UNDP behält bis Ende des Jahres die Aufsicht über die "Safer" und wird Spezialisten der staatlichen jemenitischen Ölgesellschaft für die Wartung des Tankers "Yemen" ausbilden.
Quelle: ntv.de, jki/dpa