Nach Luftangriffen Ost-Aleppo hat keine größere Klinik mehr
19.11.2016, 16:18 Uhr
Ein verletztes Kind nach einem Luftangriff auf Aleppo.
(Foto: AP)
Bei den Luftangriffen auf Aleppo werden erneut mehrere Krankenhäuser getroffen. Laut einer Hilfsorganisation ist damit nun die letzte größere Klinik in den Rebellenvierteln zerstört. Kurz darauf soll die syrische Armee ganz Ost-Aleppo bombardiert haben.
Im syrischen Aleppo gibt es kein größeres Krankenhaus mehr im Ostteil der Stadt. Das teilte die Hilfsorganisation Union of Syrian Medical Organizations (UOSSM) mit. Demnach sind nach andauernden Angriffen in den Rebellengebieten keine größeren Kliniken mehr einsatzbereit. Zuletzt sei das Omar Bin Abdul Asis Krankenhaus am Freitagabend von einer Reihe von Bombardements des syrischen Regimes und seiner Verbündeten zerstört worden, erklärte die Hilfsorganisation. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte den Angriff auf die Einrichtung.

Ein alter Mann und ein Junge wärmen sich in einem Rebellenviertel in Aleppo am Feuer.
(Foto: REUTERS)
Ob dabei Menschen ums Leben kamen, ist bisher nicht klar. Berichten zufolge wurden aber Menschen unter den Trümmern verschüttet. Vier weitere Krankenhäuser hatten UOSSM zufolge am Freitag nach schweren Luftschlägen geschlossen werden müssen. Unter den Kliniken sei auch die letzte noch funktionierende Kinderklinik im Osten Aleppos gewesen.
Aktivisten: Kein Viertel wurde verschont
Auch an diesem Samstag wurden massive Luftangriffe der syrischen Armee auf Ost-Aleppo gemeldet. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden mindestens 27 Menschen getötet. Die Regierungstruppen hätten die von Rebellen gehaltenen Stadtviertel mit Luftangriffen, Fassbomben und Artilleriefeuer attackiert, hieß es.
"De facto wurde nicht ein einziges Viertel von Ost-Aleppo von den heutigen Bombardements verschont", erklärte die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle. Diese stützt sich auf ein breites Netzwerk von Informanten in Syrien, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.
Anfang der Woche hatte die Armee eine neue Offensive auf Ost-Aleppo gestartet, um die Rebellenviertel zu erobern. Seit Mitte Juli sind die Rebellen im Ostteil der Stadt von Regierungstruppen eingekesselt. Dort leben schätzungsweise 250.000 Menschen, die mittlerweile kaum noch etwas zu essen und zu trinken haben. Auch die medizinische Versorgung ist in weiten Teilen zusammengebrochen.
Infrastruktur steht vor dem Kollaps
Das Deutsche Rote Kreuz warnte auch vor dem kompletten Zusammenbruch der Infrastruktur. Wenn das Stromnetz zusammenbreche, sei auch die Wasserversorgung betroffen, sagte der Leiter der internationalen Zusammenarbeit, Christof Johnen, dem Berliner "Tagesspiegel". Wenn diese nicht mehr funktioniere, versage das Abwassersystem. "Das kann der Auftakt zu fatalen Abwärtsspiralen sein, die das gesamte Versorgungssystem einer Großstadt wie Aleppo gefährden", sagte Johnen.
Die humanitäre Hilfe in Syrien ist nach seinen Worten wegen fehlender Sicherheitsgarantien praktisch unmöglich. Bis zur Jahresmitte hätten die Menschen im Osten von Aleppo noch mit Hilfsgütern versorgt werden könne. Zwar hätten diese nicht mit Lastwagen, aber auf Handkarren in die Stadt gebracht werden können. "Das war zwar mühsam, aber es funktionierte." Nun sei der Zugang zur Stadt für den Syrischen Roten Halbmond - dem Partner des Roten Kreuzes - praktisch unmöglich. Es fehlten Trinkwasser, Lebensmittel und Gesundheitsversorgung.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP