40.000 Sprengkörper aus Ägypten? Pentagon-Leaks: US-Verbündeter wollte Russland Raketen liefern
11.04.2023, 07:00 Uhr
Präsident Abdel Fatah El-Sisi mit Amtskollege Wladimir Putin - vor dem Krieg knüpften beide Länder stärkere Bande.
(Foto: imago images/ITAR-TASS)
Berichte über Munitionsmangel in Russlands Angriffskrieg sind nichts Neues: Mit Ägypten soll der Kreml US-Geheimdienstdokumenten zufolge einen neuen Lieferanten für Raketen gefunden haben. Allerdings kann laut US-Regierungsbeamten die Echtheit der Dokumente nicht garantiert werden.
Die Veröffentlichung geheimer militärischer und nachrichtendienstlicher Dokumente im Internet bringt brisante Details zum russischen Angriffskrieg ans Tageslicht. Der ägyptische Präsident Abdel Fatah El-Sisi hat demnach kürzlich angewiesen, bis zu 40.000 Raketen zu produzieren, die heimlich nach Russland geliefert werden sollen. Das berichtet die "Washington Post". Ägypten zählt zu den engsten Verbündeten der USA im Nahen Osten, über Jahre hatte die US-Regierung Milliarden Dollar als Militärhilfe bereitgestellt.
Die nun aufgetauchten streng geheimen Dokumente vom 17. Februar umfassen angebliche Gespräche zwischen El-Sisi und hochrangigen ägyptischen Militärs und deren Pläne, Russland mit Artilleriegeschossen und Schießpulver zu beliefern. In dem Dokument weist Sisi die Beamten an, die Produktion und Lieferung der Raketen geheim zu halten, "um Probleme mit dem Westen zu vermeiden".
Auf die Dokumente angesprochen, erklärte der ägyptische Botschafter, Ahmed Abu Zeid, sein Land werde weiterhin zu beiden Seiten die gleiche Distanz wahren und die UN-Charta unterstützen. "Wir fordern beide Parteien weiterhin auf, die Feindseligkeiten einzustellen und eine politische Lösung durch Verhandlungen zu erreichen", sagte er.
In den Dokumenten wird mutmaßlich auch der für die Rüstungsindustrie verantwortliche Minister Mohamed Salah El-Din erwähnt. Als Antwort auf die Anweisung seines Präsidenten habe dieser angekündigt, die Fabrikarbeiter, wenn nötig, im Schichtsystem arbeiten zu lassen, um die Lieferung sicherzustellen. Das sei das Mindeste, was Ägypten tun könne, um sich bei Russland für die Hilfe zu revanchieren, so El-Din den Dokumenten zufolge.
Ägypten vertieft Beziehungen nach Russland
Moskau und Kairo haben in letzter Zeit mehrere bedeutende Verträge abgeschlossen, darunter ein Abkommen, das Russland in diesem Jahr zum Bau einer großen Eisenbahnproduktion in Ägypten verpflichtete. Zudem hatte Rosatom, das staatliche russische Atomenergieunternehmen, im vergangenen Jahr mit dem Bau des ersten ägyptischen Kernkraftwerks begonnen.
Die Lieferung von Waffen an Russland für den Krieg in der Ukraine würde für Ägypten allerdings nicht ohne Folgen bleiben. Trotz der sich vertiefenden Beziehungen zu Moskau pflegt das Land nach wie vor eine starke Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten. Die USA hatten das Land seit Jahrzehnten mit 1,3 Milliarden Dollar pro Jahr an Militärhilfe gefördert. Die Waffenlieferung an Russland könnte weitere Hilfen gefährden oder sogar Sanktionen nach sich ziehen.
Aus dem Dokument geht nicht hervor, warum Russland am Erwerb der Raketen interessiert ist. Das russische Militär hat in diesem Krieg große Mengen an Munition verbraucht, und laut US-Regierung mit Nordkorea bereits einen neuen Lieferanten für Artilleriegeschosse gefunden.
Regierungskreisen zufolge deutet die Vielfalt der in den Papieren angesprochenen Themen, die sich auf den Krieg in der Ukraine, China, den Nahen Osten und Afrika beziehen, darauf hin, dass sie eher von einem US-Amerikaner als von einem Verbündeten weitergegeben wurden. An der Echtheit der Dokumente wird allerdings gezweifelt.
Zwei US-Regierungsbeamte sagten der Nachrichtenagentur Reuters, sie könnten nicht ausschließen, dass die Dokumente manipuliert worden seien. So könnte versucht werden, die Ermittler hinsichtlich der Herkunft der Papiere in die Irre zu führen oder falsche Informationen zu verbreiten, die den US-Sicherheitsinteressen schaden könnten.
Quelle: ntv.de, mba/dpa