Politik

Polizeichef löst Einheiten auf Philippinischer Anti-Drogenkrieg liegt auf Eis

Der philippinische Polizeichef Dela Rosa unterbricht den Anti-Drogen-Kampf.

Der philippinische Polizeichef Dela Rosa unterbricht den Anti-Drogen-Kampf.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Mord an einem ausländischen Geschäftsmann unterbricht die philippinische Polizei den Kampf gegen das Drogenproblem. Sondereinheiten werden aufgelöst und sollen "gesäubert" werden. Menschenrechtler halten das für "eine leere PR-Geste".

Die Polizei der Philippinen setzt ihren blutigen Drogenkrieg vorerst aus, um in den eigenen Reihen für Ordnung zu sorgen. Polizeichef Ronald Dela Rosa gab die Auflösung der stark umstrittenen Anti-Drogen-Sondereinheiten der Polizei bekannt und kündigte zugleich "interne Säuberungen" an. Auslöser ist der Fall eines südkoreanischen Geschäftsmanns, der in Polizeigewahrsam getötet worden war.

Demonstranten protestieren gegen außergerichtliche Tötungen, indem sie Morde auf der Straße nachstellen.

Demonstranten protestieren gegen außergerichtliche Tötungen, indem sie Morde auf der Straße nachstellen.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Ich löse ab heute alle Anti-Drogen-Einheiten von der nationalen bis zur lokalen Ebene auf", gab Polizeichef Dela Rosa in einer Rede vor neuen Offizieren in der Hauptstadt Manila bekannt. Künftig solle die lokale Polizei für Drogenvergehen zuständig sein. Der Kampf gegen Drogenkriminalität werde zunächst angehalten, während die Ränge gesäubert würden. Eine Sondertruppe solle eingesetzt werden, um die Vorwürfe im Fall des Koreaners aufzuklären. Der Polizeichef hatte Duterte vergangene Woche schon seinen Rücktritt angeboten, was der Präsident jedoch ablehnte.

Ermittlungen gegen acht Polizisten

Der südkoreanische Geschäftsmann war vor drei Monaten vermutlich von korrupten Polizeibeamten mithilfe eines gefälschten Haftbefehls entführt worden. Noch am selben Tag soll er in Manilas Polizeizentrale erdrosselt worden sein. Von seiner Frau erpressten die Entführer trotzdem noch fünf Millionen philippinische Peso (etwa 94.000 Euro) Lösegeld. Gegen mindestens acht Polizisten wird nun ermittelt.

Der seit sieben Monaten regierende philippinische Präsident Rodrigo Duterte hatte angekündigt, die Drogenkriminalität in dem südostasiatischen Inselstaat innerhalb seiner ersten sechs Monate im Amt zu beenden. Jetzt versicherte er allerdings, er werde das Ziel "bis zum letzten Tag seiner Amtszeit" verfolgen. Die Situation sei schlimmer als erwartet, hieß es zur Begründung.

Tausende außergerichtliche Tötungen

Auch international gab es viel Kritik am brutal geführten Drogenkrieg unter Duterte. Offiziellen Angaben zufolge wurden seit seinem Amtsantritt im vergangenen Juni mehr als 2250 mutmaßliche Drogendealer und -nutzer getötet. Nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) starben sogar mehr als 7000 Menschen. Dela Rosa habe keinerlei Interesse daran, dass für die Tötungen im Drogenkrieg Rechenschaft abgelegt werde, kritisierte der stellvertretende Asienchef von HRW, Phelim Kine, in einer Mitteilung. Die Maßnahme, die Polizeieinheiten aufzulösen, sei nur "eine leere PR-Geste".

Die Behörden untersuchen nach eigenen Angaben Tausende sogenannte außergerichtliche Tötungen, für die demnach Auftragskiller, Todesschwadronen oder auch Drogengangs verantwortlich sein könnten. Oftmals wurden gefesselte Leichen in Straßen oder Hinterhöfen gefunden, viele mit Schildern mit der Aufschrift: "Ich bin ein Drogenhändler. Sei nicht wie ich." Duterte hat sich auch damit gebrüstet, selbst Menschen getötet zu haben.

Quelle: ntv.de, mli/dpa

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