Erste Lieferung im Sommer Pistorius: Kiew erhält mehr als 100 Leopard-1-Panzer
07.02.2023, 18:10 Uhr
Pistorius besucht mit dem stellvertretenden ukrainischen Verteidigungsminister Polishchuk den Sophienplatz mit zerstörten russischen Panzern, die hier ausgestellt werden.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Bundesregierung macht bei der Waffenlieferung an die Ukraine einen großen Schritt vorwärts. Nach 14 zugesagten Leopard 2 gibt es auch grünes Licht für 178 Modelle des Vorgängers aus Industriebeständen. Die Lieferung wird laut dem Verteidigungsminister allerdings in Etappen verlaufen.
Die Ukraine soll von einer Gruppe mehrerer europäischer Länder mehr als 100 Kampfpanzer des älteren Typs Leopard 1A5 erhalten. Dies hat Verteidigungsminister Boris Pistorius bei seinem ersten Besuch in Kiew bekannt gegeben. Bis zum ersten oder zweiten Quartal 2024 sollten mindestens drei Bataillone aus dem Westen mit solchen Panzern ausgestattet werden. Aus welchen europäischen Ländern neben Deutschland die Leopard 1 kommen sollen, sagte Pistorius nicht.
Laut dem Verteidigungsminister wird die Lieferung der Leopard 1 in Etappen erfolgen. Bis zum Sommer sollten 20 bis 25 Panzer geliefert werden, bis Ende des Jahres bis zu 80. Ziel sei, im Laufe des ersten oder zweiten Quartals 2024 auf mehr als 100 zu kommen. Dies bedeute, dass mindestens drei ukrainische Bataillone einschließlich des zu beschaffenden Materials für Ersatzteile und Munition ausgerüstet werden sollten. Zudem habe man mit der Ausbildung von 600 Feldwebeln begonnen.
Die Bundesregierung hat die Ausfuhr von insgesamt 178 Leopard-1-Panzer genehmigt, bestätigt das Bundeswirtschaftsministerium in einem Schreiben. "Wie viele Leopard-1A5-Kampfpanzer tatsächlich an die Ukraine geliefert werden, hängt von den erforderlichen Instandsetzungsarbeiten ab", heißt es in der Ministeriums-Erklärung weiter. Es besteht nämlich die Möglichkeit, dass bei der Modernisierung einige der gelagerten Panzer für Ersatzteile ausgeschlachtet werden müssen. Die Panzer kommen alle aus Industriebeständen, weil die Bundeswehr selbst nicht mehr über diese ältere Version verfügt. Die Bundesregierung hatte bereits vergangene Woche bestätigt, dass sie die Lieferung von Leopard-1-Kampfpanzern aus Industriebeständen erlaubt, aber keine Zahlen genannt.
Bei der Finanzierung gibt es aber offenbar noch offene Finanzierungsfragen etwa mit der Industrie und Partnerländern. Denn in der Pressemitteilung der Ministerien heißt es, "die Finanzierung und Instandsetzung der Panzer sowie die Ausbildung ukrainischer Streitkräfte erfolgt in enger Abstimmung mit europäischen Partnerländern der Bundesrepublik Deutschland".
Laut einem "Spiegel"-Bericht soll nun die Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft um die 90 Leopard-1-Modelle, die dort bereits seit Jahren eingelagert sind, einsatzbereit machen und für den Einsatz in der Ukraine vorbereiten. Das zweite Leopard-1-Paket kommt demnach aus Italien. Dort hatte sich die Düsseldorfer Rüstungsschmiede Rheinmetall bereits vor Monaten eine Option auf 88 eingelagerte Leopard-1-Panzer gesichert. Nachdem sich eine Ausfuhrgenehmigung für die Ukraine abzeichnet hatte, leitete Rheinmetall den Kauf der Panzer ein und wird sie nun um die Modernisierung kümmern. Der Vorstandschef Armin Papperger sagte bei der Konferenz "Europe 2023" in Berlin, "wenn wir im März entschieden hätten, dass diese Fahrzeuge alle ertüchtigt werden sollen, wäre es schneller gegangen. Aber das ist nicht passiert. Deswegen müssen wir jetzt mit dem leben, wie es jetzt ist. Ich denke mal, das hilft der Ukraine immer noch sehr."
Der Leopard 1 ist der erste Kampfpanzer, der für die Bundeswehr nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurde. Von 1965 bis Mitte der 80er Jahre wurden 4700 Exemplare produziert. Die Bundeswehr hat ihre letzten Leopard 1 bereits vor 20 Jahren ausgemustert und durch den Leopard 2 ersetzt. Das neue Modell, der Leopard 2, ist im Vergleich zum Vorgänger stärker bewaffnet, schneller und besser gepanzert. Bundeskanzler Scholz hatte zuvor mitgeteilt, dass aus den Beständen der Bundeswehr 14 Leopard-2-A6-Kampfpanzer an die Ukraine abgeben werden.
Quelle: ntv.de, ysc/dpa/rts