Wehrdienst-Modell vorgestellt Pistorius will "die Besten und die Motiviertesten"
12.06.2024, 16:14 Uhr Artikel anhören
Verteidigungsminister Pistorius stellte in Berlin sein Wehrdienst-Konzept vor.
(Foto: picture alliance/dpa)
Seit 13 Jahren werden Wehrfähige in Deutschland nicht mehr erfasst. Das könnte sich bald ändern. Verteidigungsminister Pistorius stellt sein Konzept für ein neues Wehrdienst-Modell vor. Dieses setzt zwar auf Freiwilligkeit, beinhaltet "im Bedarfsfall aber auch verpflichtende Elemente".
Verteidigungsminister Boris Pistorius geht davon aus, dass mit seinem Konzept eines neuen Wehrdienstes jedes Jahr 5000 zusätzliche Soldaten für die Bundeswehr zur Verfügung stehen werden. Ziel sei, diese Zahl jedes Jahr noch zu steigern, sagte Pistorius bei der Vorstellung seines neuen Plans in Berlin. Für das neue Modell will der Verteidigungsminister die vor 13 Jahren ausgesetzte Erfassung von Wehrfähigen wieder aufbauen. Seinen Angaben zufolge werden jedes Jahr etwa 400.000 junge Männer 18 Jahre alt. Diese Gruppe soll angeschrieben werden und verpflichtend einen Fragebogen über deren Einstellung zur Bundeswehr ausfüllen müssen. Er gehe davon aus, dass ein Viertel davon Interesse habe, zur Bundeswehr zu gehen.
"Wir wollen die Besten und die Motiviertesten", betonte Pistorius. Die geeigneten Kandidaten sollen nach einer Musterung bestimmt werden. Auch Frauen sollen den Fragebogen erhalten, sie müssen ihn aber nicht ausfüllen. Pistorius betonte, das Grundgesetz sehe keine Wehrpflicht für Frauen vor.
Grundwehrdienst soll sechs Monate dauern
Die Auserwählten sollen einen Grundwehrdienst von sechs Monaten leisten oder sich für bis zu 23 Monate verpflichten können. Allerdings heißt es in dem Konzept auch: "Wir wollen ein neues Modell, das vor allem auf Freiwilligkeit setzt, im Bedarfsfall aber auch verpflichtende Elemente beinhaltet." Derzeit unterhält die Bundeswehr nach eigenen Angaben rund 184.000 aktive Soldatinnen und Soldaten. Ziel ist, die Zahl bis zum Jahr 2031 auf 203.000 zu erhöhen.
Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl von der SPD, begrüßte das neue Wehrdienstmodell von Pistorius und forderte zugleich breite Unterstützung dafür. "Es kann helfen, die Personalprobleme der Bundeswehr anzugehen. Und es würde einen wichtigen Beitrag zu unserer Wehrhaftigkeit leisten. Denn die gesamte Gesellschaft muss unseren Frieden, unsere Freiheit und unsere Demokratie verteidigen - militärisch und zivil", teilte Högl in Berlin mit. Dazu müssten alle einen Beitrag leisten. "Dafür braucht es einen modernen Wehrdienst mit einer Kombination aus Freiwilligkeit und Pflicht. Perspektivisch muss das dann für alle Geschlechter gelten", ergänzte sie.
Auch Finanzminister und FDP-Chef Christian Lindner reagierte positiv auf die Wehrdienst-Pläne. "Der Vorschlag von Boris Pistorius geht nun in die richtige Richtung", schrieb Lindner auf X. "Statt eines neuen Pflichtdiensts sollten wir mehr Menschen für den Dienst in der Bundeswehr interessieren und die Reserve stärken. Darüber werden wir jetzt sprechen."
Quelle: ntv.de, uzh/rts/dpa