"Mussten einen Schlosser rufen" Polen beschlagnahmt Gebäude von russischer Schule
29.04.2023, 20:38 Uhr Artikel anhören
Dieser Screenshot aus einem Video zeigt, wie Vertreter des Rathauses in Begleitung der Polizei das Tor einer Schule in der Nähe der russischen Botschaft in Warschau aufbrechen.
(Foto: IMAGO/SNA)
Russland spricht von einem "feindseligen Akt": Die polnischen Behörden haben in Warschau das Gebäude einer russischen Schule beschlagnahmt. Es soll in den Besitz der Stadt Warschau übergehen. Offenbar versuchte die russische Seite zunächst noch, die Beschlagnahme zu verhindern.
Polen hat das Gebäude eines russischen Gymnasiums in Warschau beschlagnahmt. Das Schulgebäude werde "künftig der Stadtverwaltung von Warschau gehören", sagte ein Sprecher des polnischen Außenministeriums. Die Stadtverwaltung hatte demnach einen Gerichtsvollzieher beauftragt, um das Gebäude zu beschlagnahmen.
Die Stadt Warschau habe das Gebäude "in Besitz genommen", verkündete Vize-Bürgermeister Tomasz Bratek. Die russische Seite habe sich zunächst "geweigert", das Schultor und die Türen zu öffnen, sagte Bratek der polnischen Nachrichtenagentur PAP. "Wir mussten einen Schlosser rufen, der uns mit seinem Werkzeug den Zugang zum Gelände ermöglichte." Daraufhin habe der Stellvertreter des russischen Botschafters die Schulschlüssel ausgehändigt.
Polizisten und polnische Behördenvertreter betraten schließlich die Schule. Gegenstände wurden aus dem Gebäude gebracht und in Fahrzeuge mit Diplomatenkennzeichen geladen.
Moskau: "Weiterer feindseliger Akt"
Das russische Außenministerium erklärte, es stufe die Beschlagnahmung des Schulgebäudes als "einen weiteren feindseligen Akt der polnischen Behörden und einen eklatanten Verstoß gegen die Wiener Konvention von 1961" ein. Es kündigte eine "harte Reaktion und Konsequenzen für die polnischen Behörden und die Interessen Polens in Russland" an.
Der russische Botschafter in Polen, Sergej Andrejew, sprach von einem "illegalen Akt". Die Beschlagnahmung sei "ein Eindringen in eine diplomatische Einrichtung", sagte er der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Der Botschafter wies zudem darauf hin, dass Lehrer und Mitarbeiter auf dem Schulgelände wohnten. Der Schulbetrieb werde in anderen Räumlichkeiten der Botschaft fortgesetzt, um den Schülerinnen und Schülern "ein gutes Ende des Schuljahres" und Prüfungen zu ermöglichen.
Quelle: ntv.de, kst/AFP